Ich stecke gerade mitten in einer akuten Nestbauphase (stelle gerade unsere komplette Wohnung auf den Kopf), die begleitet ist von extremer Nervosität, Ungeduld und Reizbarkeit. Und wie ich so vor mich hin aufräume und ausmiste und umbaue, bringt mir der Paketbote ein Päckchen, dass mich ausnahmsweise zu einem spontanen Blogeintrag veranlasst.
Ich las den Absender: „Jana Friedrich“. Mmmhh, eine mir wohlbekannte Hebamme, denn mit ihr arbeitete ich vor einiger Zeit die Geburt unseres Mädchens auf. „Hat sie ein Buch veröffentlicht?“ fragte ich mich zunächst, weil vor einigen Tagen viele neue Bücher bekannter Attachement Parenting Autoren erschienen und ich glaubte ein Rezensionsexemplar erhalten zu haben.
Aber nein. Es war ein Geschenk für mich! Oder besser – für unser Mädchen.
Ein Geschwistergeschenk-Set. Einfach so!
Normalerweise (also wenn ich nicht schwanger bin) bin ich nicht nah am Wasser gebaut. Aber ich spürte einen dicken Kloß in meinem Hals, während ich den beigefügten Brief zu Ende las: „Ich hoffe Ihr habt Spaß an meinem Geschenk! Ich wünsche Dir und Euch noch eine schöne herbstliche „Brütezeit“ und eine diesmal wunderschöne Geburt!!! Alles Liebe von Jana“
Was für eine liebe Geste! Und das von einem Menschen, den ich persönlich gar nicht kenne. Ich war gerührt und freute mich riesig. Gleichzeitig kämpfte ich mit den aufsteigenden Tränen. Tränen der Freude und der Erschöpfung. Denn im Moment stehe ich unter Dauerstrom, weil es so viele Dinge gibt, die ich noch erledigen möchte, aber mein Körper mich nicht so lässt wie ich will. Ich mache mehr, als ich sollte und denke hauptsächlich an das Wohl unserer kleinen, in Kürze wachsenden Familie und kaum an mich. Umso ergriffener war ich, dass eine „fremde Person“ es tat.
Janas Präsent ist eine wirklich gelungene Überraschung und eine gute Gelegenheit für ein kleines Schwangerschaftsupdate. Denn ich stecke nach wie vor in einer wirren und ambivalenten Gefühls- und Gedankenwelt, wie mir das Päckchen zeigte. Und da ich euch lange keinen Einblick mehr in diese gewährt habe, möchte ich das heute nachholen.
Inhalt
Letztes Schwangerschaftsdrittel – die Phase der körperlichen Belastung
Meine erste Schwangerschaft habe ich rosig und positiv in Erinnerung, was so nicht ganz stimmt wie meine Tagebucheintragungen von 2011 beweisen. Die letzten Schwangerschaftswochen waren offensichtlich beschwerlich, denn ich fragte mich: „Bin ich ein Jammerlappen versunken im Selbstmitleid oder ist es völlig normal dieser körperlichen und geistigen Belastung nicht permanent gewachsen zu sein?“ Eine Frage, die für mich wieder brandaktuell ist.
Schwangerschaftsbeschwerden
Heute habe ich (wie damals) keine ernsthaften, gesundheitlichen Probleme – mir geht es also im Vergleich zu den Frauen, die liegen, sich permanent übergeben oder Wochen vor der Geburt im Krankenhaus verbringen müssen, sehr gut. Trotzdem ärgern mich diverse Schwangerschaftssymptome und das ist auf Dauer nervig.
Ich bin ständig müde (meine Eisenwerte sinken konstant) und schnell aus der Puste. Mein mittlerer Rücken schmerzt. Der Bereich unter dem rechten Rippenbogen schmerzt. Mein Bauch wird hart, sobald ich mich etwas schneller/ aktiver bewege. Meine Symphyse meldet sich regelmäßig. Meine Verdauung ist träge. Ich habe Senkwehen, begleitet von periodenähnlichem Ziehen. Und in der Nacht kann ich entweder gar nicht schlafen (manchmal weil unser Mädchen nach mir ruft, manchmal weil unser Bub mich von innen tritt und manchmal ohne Grund) oder ich wache wegen Krämpfen in der Wade auf.
Alles kleine Wehwehchen und im Grunde erträglich. Aber dennoch wünsche ich mir ab und zu eine kleine „Bauchpause“, damit ich mal für ein paar Stündchen durchatmen und „normal“ sein kann. Und ich wünsche mir außerdem ein Schmerz- bzw. Gefühlsübertragungsgerät. Denn ich mag echt nicht jammern, es passiert aber regelmäßig und da wäre es schön, wenn mein Gegenüber wüsste, wie beschwerlich sich beschwerlich anfühlt…
„Na Dicke!“ – Wenn der Umfang wächst
Apropos. Ich werde nun immer öfter mit „Na Dicke!“ oder ähnlich „witzigen“ Ansagen begrüßt. Übrigens auch von Frauen mit Kind(ern), die eigentlich wissen sollten, dass sich das nicht so gut für schwangere Ohren anhört.
Nicht falsch verstehen, ich bin gerne schwanger und liebe meinen Bauch. Aber an manchen Tagen fühle ich mich wie ein gestrandeter Wal und bin ganz und gar nicht empfänglich für Scherze in Bezug auf mein Aussehen.
Meine Gewichtzunahme ist zwar noch recht überschaubar. Ich liege aktuell bei +10 Kg, also bei insgesamt 65 Kg. Trotzdem schränkt mich meine Murmel (circa 97 cm) ziemlich ein. Ich ecke häufig an, das Rasieren der Bikinizone ist nicht möglich, Schuhe binden geht nur noch im Sitzen und ich überlege mir dreimal, ob ich mich nach runtergefallenen Gegenständen bücke. Auch das Aufstehen aus der Rückenlage ist eine echte Herausforderung und sieht wenig elegant aus.
Körperliche Veränderungen machen traurig und stolz
Insgesamt sehe ich nicht mehr so aus wie früher, denn die Schwangerschaften, das Stillen und das Alter hinterließen ihre Spuren. Für eine 35jährige kann ich mich wohl kaum beschweren, aber es ist zugegebenermaßen seltsam zu sehen wie der Körper sich zunehmend verändert. Wie er „welkt“.
Diese Veränderungen der letzten (vier) Jahre konnte ich nicht immer gut annehmen. Es gab beispielsweise Tage, an denen ich traurig und weinend alte Fotoaufnahmen meines jungen Körpers und meiner jugendlichen Brüste betrachtete. Letztere sind mittlerweile wesentlich „stillfreundlicher“ als früher und ich bin natürlich glücklich unsere Tochter (und demnächst unseren Sohn) mühelos durch meinen Körper nähren zu können. Aber da ich nicht nur Mutter, sondern auch Frau bin, benötigte es viel Zeit, die deutlich sichtbaren und bleibenden Veränderungen zu akzeptieren.
Mit der neuen Schwangerschaft und Gewichtszunahme geriet mein gefestigtes Selbstbild jedoch erneut ins Wanken. Ich warte nun gespannt, was von dieser Kugelzeit nach der Geburt unseres Sohnes „übrig bleibt“. Erholt sich mein Körper genau so schnell wie beim ersten Mal? Damals saugte unser Mädchen mir meinen Bauch und meine überschüssigen Pfunde innerhalb weniger Tage förmlich weg. Dauert es diesmal (viel) länger? Oder bleiben gar noch schlimmere Spuren zurück?
Ich finde es ehrlich gesagt ungerecht, dass die weibliche „Hülle“ – um neues Leben zu schaffen – so in Mitleidenschaft gezogen wird. Gleichzeitig bin ich erstaunt, dass wir in der Lage sind, so etwas Großartiges zu leisten. Das – also die Tatsache, dass ich kleine menschliche Wesen „produzieren“ kann – erfüllt mich mit Stolz und rückt die körperliche Beanspruchung in den Hintergrund. Nicht komplett, aber soweit, dass ich meinen Körper niemals gegen meine Kinder eintauschen würde, nur um wieder so auszusehen wie früher.
Letztendlich ist mir meine körperliche Fitness auch wesentlich wichtiger als das Äußere. Ich freue mich sehr darauf, wieder beweglich und behende zu sein – nach Herzenslust mit unserem Mädchen toben und um die Wette laufen zu können. Ich vermisse das derzeit sehr und ich bin sicher, sie auch…
Keine Zeit für Sport
Die Zeit in der ersten Schwangerschaft nutzte ich weise zum Sporteln und fühlte mich dementsprechend fit wie ein Turnschuh. Ich marschierte jeden Tag kilometerweit mit iPod und Hörbüchern bewaffnet durch Krefeld, fuhr viel Fahrrad und besuchte zudem verschiedene Kurse (Yoga, Aqua-Gymnastik, Aerobic usw.). Übermannte mich die Müdigkeit, legte ich mich hin – egal zu welcher Tageszeit – denn ich war ja kinderlos und im Mutterschutz.
Diesmal ist alles anders. Ich bin selbstständig und nicht angestellt, so dass es bis zum Geburtstermin keinen „klassischen Feierabend“ und keinen Mutterschutz gibt. Außerdem saugt unser Mädchen viel Zeit und Energie. Ich marschiere nun mit ihr durch den Zoo /Wald, fahre mit ihr Rad oder gehe mit ihr ins Schwimmbad, was natürlich auch Bewegung ist, allerdings auf einem wesentlich niedrigeren Fitnesslevel und doch irgendwie kräftezehrender.
Richtige Bewegung fehlt mir, denn ich arbeitete bis zum Anfang dieser Schwangerschaft nebenbei als Fitnesstrainerin (sportelte also bis vor kurzem regelmäßig) und gab das zugunsten der Selbstständigkeit auf. Ein kleines „Home-Training“ auf die Beine zu stellen, wäre (was das Know-how anbelangt) eigentlich kein Problem. Aber zum einen gibt es immer „Wichtigeres“ zu tun (Haushalt, Tochter, Schreiben) und zum anderen kann mich einfach nicht aufraffen – da gehe ich lieber zeitig ins Bett und träume von einer aktiveren Zeit nach der Geburt 🙂
Keine Lust auf Sex
Auch zum Liebemachen fehlt mir gerade der Antrieb. Meine Libido stand vor einigen Tagen mit gepackten Koffern und winkend in der Tür. Das kenne ich so nicht von mir, denn von der Wochenbettphase nach der ersten Geburt abgesehen, gab es bei mir bislang noch keine „Flaute im Bett“.
Ich vermute, dass mehrere Faktoren hinein spielen: Die große, energieraubende Tochter, das geringe Schlafpensum, das volle Arbeitspensum und vor allem das Endstadium der Schwangerschaft. Mein eingebauter Abstandhalter lässt uns nur noch wenig Spielraum, zudem fühle ich mich (wenn ich nicht gerade auf dem Rücken liege) wie ein Hängebauchschwein – also alles andere als sexy.
Regelmäßige Kuscheleinheiten gibt es aber nach wie vor, denn das Bedürfnis nach körperlicher Nähe ist bei mir noch vorhanden, nur eben anders ausgeprägt. Thomas zeigt sich dabei lieb und verständnisvoll; er knetet beispielsweise geduldig meine Rückenverspannungen und beschwert sich nicht über meine Lustlosigkeit.
Dafür bin ich ihm sehr dankbar, weil weder Druck noch Vorwürfe in dieser Phase helfen. Hilfreich sind allerdings die vielen Gespräche, die wir nun öfter in Ruhe führen, während wir aneinander gekuschelt in unserer Schmuseecke liegen. Etwas, das in dieser ausführlichen Form nicht stattfinden kann, wenn unser diskussionsfreudiges und aktives Mädchen wach ist und das sonst normalerweise wesentlich kürzer ausfällt.
Letztes Schwangerschaftsdrittel – die Phase der mentalen Belastung
Ich gehöre nicht zu den Menschen, denen leicht Tränen in die Augen schießen, aber im Moment muss ich mich wirklich oft zusammenreißen. Es sind einerseits ganz banale Situationen, die mich zum Weinen bringen. Werbespots mit Kindern beispielsweise, oder dass meine Tochter sich vor Freude überschlägt, wenn ich sie aus dem Kindergarten abhole. Andererseits kommen mir rasch die Tränen, wenn ich mich wütend, persönlich angegriffen oder überfordert fühle. Ich konnte zum Beispiel nicht mehr aufhören zu weinen, als Thomas seinen Eltern an einem Samstagnachmittag spontan beim Renovieren half, statt mir (wie sonst am Wochenende) unser Mädchen abzunehmen.
Vor der Schwangerschaft hätten mich solche kurzfristigen Planänderungen vielleicht etwas verstimmt, aber jetzt ziehen sie mir den Boden unter den Füßen weg. Unglaublich! Obwohl ich diese „gesteigerte Emotionalität“ (auch in vielen anderen Situationen) bereits aus der ersten Schwangerschaft kenne, bin ich aufs Neue überrascht wie schnell ich meinen Gefühlsausbrüchen erliege und vor allem in welcher Heftigkeit.
Meine durcheinander geratenen Hormone haben mich offensichtlich voll im Griff, aber auch der Kopf spielt (wie immer) eine große Rolle. Ich gerate schneller und öfter in Stress, wahrscheinlich weil es bis zur Geburt noch so viel zu tun gibt und ich jetzt schon weiß, dass ich nicht alles schaffen werde.
Vorarbeiten – Wochenbett freihalten
Das fängt bei der Arbeit an. Ich bin sehr glücklich, dass sich mein Traum, mit dem Bloggen Geld zu verdienen, allmählich erfüllt. Kleinere Beträge fließen mittlerweile regelmäßig, aber damit sich das Ganze weiterhin gut entwickelt und wächst, kann ich mir keine längere Auszeit und erst Recht kein Elternjahr leisten.
Das setzt mich unter Druck und ich erinnere mich noch gut an das entspannte Gefühl in der ersten Schwangerschaft, als ich den Mutterschutz und anschließend die Elternzeit antreten und mich ausschließlich um mich, um meine Murmel und später um unser Mädchen kümmern durfte. Diesmal ist eine Pause und komplettes Abschalten leider nicht möglich. Denn gehe ich für ein Jahr (oder ein paar Monate) offline, geht nestling.org wahrscheinlich ein.
Gleichzeitig nimmt es mir einige Zukunftsängste, weil ich innerhalb der letzten zwei Jahre eine solide Basis geschaffen habe und weiß, wie es beruflich weiter gehen soll. Nach der Geburt unseres Mädchens musste ich das nämlich zunächst für mich herausfinden. Ich bin diesbezüglich einen großen Schritt weiter, das ist schon mal viel wert und beruhigend. Allerdings ist nestling.org noch lange kein Selbstläufer und es bedarf weiterhin viel Zeit und Arbeit, um all unsere Ideen zu verwirklichen und ein solides, geregeltes Einkommen zu erreichen.
Die Wochen bis zur Geburt nutze ich deshalb intensiv zum Schreiben und Vorschreiben bzw. Vorbereiten. Dass unser Mädchen so gerne in den Kindergarten geht, spielt mir dabei in die Karten, denn das bringt mir täglich gut drei Stunden mehr zum „in-die-Tasten-Hauen“. Gleichzeitig habe ich mir Unterstützung ins „Blog-Haus“ geholt. Im Dezember wird es beispielsweise vier Gastartikel von den bekannten Buch- und Blogautoren Julia Dibbern, Nora Imlau, Susanne Mierau und Anja Constance Gaca geben. Somit schaffe ich mir einen zeitlichen Puffer, damit ich mich wenigstens ein paar Tage nur ins Bett verkriechen und unser neues Leben genießen kann.
Ausgeprägter Nestbautrieb
Von der Schreibarbeit abgesehen, gibt es noch unser „Nest“, das mich zunehmend beansprucht. Denn seit meinem Hausgeburtsaufklärungsgespräch vor einer Woche, bei der ich eine konkrete Checkliste mit für die Geburt wichtigen Dingen erhielt, bin ich hibbelig. In etwa fünf Wochen kann es theoretisch losgehen, eventuell auch schon etwas früher und wir sind in vielen Belangen noch nicht vorbereitet.
Statt in Panik zu verfallen, verfasste ich gleich mehrere To-Do-Listen (sonst vergesse ich, was zu tun ist) und wurde aktiv. Ich mistete unsere komplette Wohnung aus, schließlich müssen wir uns bald zu viert auf 70 qm arrangieren. Die Kleidung von unserem Mädchen verscherbelte ich bei eBay und ich entsorgte säckeweise Kram, den wir seit Jahren nicht mehr brauchen (alte Ordner, technische Geräte und Kleidungsstücke). Ein echter Befreiungsschlag.
Bei Ikea besorgte ich dann Regale und Ordnungssysteme, um die vorhandenen und wichtigen Dinge sinnvoll und platzsparend zu sortieren. Außerdem überstrich ich die Wohnspuren auf den Tapeten – ich gehe regelmäßig mit einer Farbrolle über die Wände – und entstaubte selten gesäuberte Stellen (wie die Schrankoberseiten). Handgriffe, die unsere 8 Jahre bewohnte Wohnung wieder hübsch und sauber aussehen lassen, für die ich nach der Geburt allerdings keine Zeit vergeuden werde.
Obwohl ich schon wirklich viel geschafft habe, lacht mich die Hälfte meiner To-Do-Listen noch aus an. Und das sind die Momente, in denen ich gerne meinen Bauch kurz abschnallen und schnell „den Rest“ erledigen möchte. Stattdessen sortierte ich nach Relevanz (also was wir wirklich dringend in der ersten Zeit brauchen) und merkte, dass nicht mehr all zu viel fehlt.
Wir haben genug Kleidung, jede Menge Stoffwindeln, ein sehr großes Familienbett, ein Tragetuch und Nahrung: Meine Milch fließt ja laut Aussage meiner Tochter nach wie vor reichlich. Wenn ich dann in den nächsten Tagen noch die Sachen für die Hausgeburt besorge (wie Tapezierfolie, ein Zettel mit den wichtigsten Telefonnummern drauf usw.), dann bin ich nahezu bereit.
Geburt gedanklich verdrängt
Dann bin ich zumindest, was die Utensilien anbelangt soweit, denn die Geburt an sich schiebe ich gedanklich noch sehr weit nach hinten.
Einerseits bin ich recht gelassen, weil ich glaube, dass die Hausgeburt und meine Vorbereitungen (Entspannungsübungen, Damm-Massage usw.) für einen angenehmeren Verlauf sorgen. Anderseits spüre ich eine gewisse Unruhe. Jede Geburt ist eine neue Reise und niemand kann wissen wohin sie führt und wie sie verläuft. Ich merke, dass ich den endgültigen Geburtsgedanken noch nicht zulassen will, dass ich noch nicht bereit bin dafür. Aber ich habe ja auch noch ein paar Wochen…
Bei unserem Mädchen pflegte ich immer zu sagen, dass die Schwangerschaft quasi die Eintrittskarte für die Achterbahn ist. Wenn ich einmal drin sitze und losfahre, gibt es kein zurück mehr. So sehe ich es diesmal auch. Ich bin zwar etwas nervös, aber ich will nicht mehr grübeln oder mich noch intensiver mit dem Thema beschäftigen (hab schon genug gelesen und gemacht). Deswegen konzentriere ich mich lieber auf die praktischen Vorbereitungen (wie Dinge besorgen, Atemübungen durchführen) und stelle alles andere gedanklich zurück. Ich vertraue einfach darauf, dass ich – wie auch beim ersten Mal – sicher am „Ziel“ ankommen werde.
Wehmütig, weil die Schwangerschaft bald zu Ende ist
Vielleicht verdränge ich die Gedanken an die Geburt aber auch, weil ich im Grunde gar nicht möchte, dass die Schwangerschaft schon zu Ende ist. Das hört sich nach meinen vorausgegangenen „Jammerkapiteln“ sicherlich bekloppt an, aber trotz der erschwerten Umstände liebe ich es, schwanger zu sein.
Ich mag das Lächeln in den Gesichtern meiner Mitmenschen, wenn sie meinen Bauch sehen. Ich freue mich über jedes nette Gespräch und jede liebe Geste („Ach, bleib sitzen, Du bist doch schwanger!“), sicher auch, weil ich weiß, dass sich das nach der Geburt schnell ändert. Dann wird ja meist nur noch das Baby bewundert und in den Mittelpunkt gestellt…
Ich freue mich, wenn unser Bub Schluckauf hat oder in mir herum wühlt. Wenn er seine Füßchen und Händchen gegen meine Bauchdecke schiebt und sie damit ausbeult oder zum Beben bringt. Wenn ich sein lebhaftes Wesen intensiv in mir spüre. Ich lasse mich gerne von ihm vom Einschlafen abhalten, weil ich so weiß, dass es ihm gut geht. Dann lege ich meine Hände auf meinen Bauch – auf ihn – und schmunzle vor mich hin, weil ich ein fast fertiges Menschlein in mir trage, das mich konstant an mein Glück, bald zweifache Mami zu sein, erinnert.
Und klar bin ich neugierig, wie er ausschaut und welchen Charakter er hat. Wie sich Thomas‘ und meine Gene diesmal vermischt haben. Ich bin sehr gespannt auf unsere erste Begegnung, jedoch fiebere ich ihr nicht entgegen. Und im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft, werde ich mich nicht schon Wochen vor dem Geburtstermin mit geburtsfördernden Maßnahmen verrückt machen. Unser Bub darf sich ruhig Zeit lassen und ich nutze diese, um meine To-do-Listen weiter schrumpfen zu lassen. Ich koste jede Stunde dieser Schwangerschaft aus, wohl auch weil sie aller Wahrscheinlichkeit nach die letzte sein wird!
Schwangerschaftsmassage
Regelmäßige Lichtblicke in meinem vollen Terminkalender und Schwangerschaftsalltag sind übrigens die wohltuenden Schwangerschaftsmassagen bei Hebamme Isabelle Basiak. Ich treffe sie alle 2-3 Wochen und sie kümmert sich sanft und gezielt um meine Beschwerden. Sie löst meine Verspannungen und bereitet Becken und Rücken gründlich auf die Geburt vor. Gleichzeitig kann ich all meine unnötigen Gedanken, Sorgen und Gefühle bei ihr abladen. Sie muntert mich auf eine sehr angenehme Weise auf, wenn ich zu sehr grüble und gibt mir außerdem immer ein paar brauchbare Infos (z.B. zu Schüssler Salzen) mit auf den Weg. Ein Rundum-Wohlfühlpaket, auf das ich mich jedes Mal riesig freue.
Schlussgedanke
Wenn mich jemand fragt wie es mir geht, fällt es mir schwer eine konkrete Antwort zu geben. Eigentlich geht es mir und dem Baby blendend. Wir sind beide gesund und ich habe genug Kraft und Energie, um das Bauch-Würmchen fertig zu produzieren, ein energiegeladenes Kleinkind zu bespassen und den Familien- und Arbeitsalltag mit all seinen Aufgaben zu wuppen.
Ich schreibe eigentlich, weil sich in die Phasen voller Glückgefühle und Zuversicht, bisweilen Augenblicke von Angst, Zweifel und Unsicherheit mischen. Oft so unvorhergesehen und plötzlich, dass ich manchmal glaube, nichts geht mehr. Was natürlich nicht so ist.
Diese Schwangerschaft ist demnach (wie auch die letzte) eine Zeit starker und schnell wechselnder Emotionen und Gedanken – ein beeindruckendes Auf und Ab! Ich nehme das einfach als normal hin, denn eine Schwangerschaft ist zwar keine Krankheit, aber werdende Mütter befinden sich in einer einzigartigen und überwältigenden Lebensphase. Da gehört ein breites Spektrum an Gefühlen und Reaktionen nun mal dazu.
Was mir bei all der inneren Unruhe hilft, ist so gut mit mir umzugehen, wie es mir möglich ist. Isabelle Basiak lehrte mich dabei, den Fokus von den körperlichen Beschwerden auf die gesunden Körperteile zu lenken. Übertragen auf den Alltag bedeutet das, mir die positiven Dinge (all das, was gut ist und was ich bereits geschafft habe) vor Augen zu führen und mich nicht so verrückt zu machen. Vor allem nicht so streng mit mir zu sein, wenn ich über reagiere oder einige To-do-Listen gänzlich unangerührt bleiben.
Und so versuche ich die schönen Seiten der Schwangerschaft zu genießen und gelassen(er) zu sein, ohne die täglichen Anflüge von Gereiztheit und Anspannung zu unterdrücken. Ich lasse diese und meine komischen Gedanken einfach zu, denn all das gehört gerade zu mir, wie die dicke Beule an meiner Körpervorderseite.
Nichtsdestotrotz freue ich mich über „Zuwendung von außen“. Über wertschätzende Worte und ermunternden Zuspruch. Über Arme, die mich trösten, wenn ich mitten in einer Heulattacke stecke. Oder eben eine unerwartete Überraschung, wie das Päckchen von Jana Friedrich. Auch wenn mich das unter Umständen wieder zum Weinen bringt 😉
Das haben wir übrigens aus dem Geschenk gemacht: