Wie ich meinen dritten Kaiserschnitt verhinderte oder Mein Weg zur Wunschgeburt

Kathrin Gastartikel Schreib einen Kommentar

Gastautorin Ute Taschner hat nach zwei Kaiserschnitten eine natürliche Geburt erlebt und möchte sowohl ihre positiven Erfahrungen, als auch ihr Fachwissen mit uns teilen. Denn sie ist nicht nur Mutter von vier Kindern, sondern auch Medizinerin, Still- und Lakationsberaterin IBCLC, Journalistin und gemeinsam mit Kathrin Scheck Autorin des Buches
Meine Wunschgeburt – selbstbestimmt gebären nach Kaiserschnitt*

Ute-Taschner

Ich freue mich sehr über ihren mutmachenden Gastbeitrag und ihre wertvollen Tipps, wie sich Mütter nach einem Kaiserschnitt auf ihre Wunschgeburt vorbereiten können.

Viel Spaß beim Lesen!
Eure Kathrin

Nervös sitze ich in unserem Esszimmer. Gleich wird es an der Tür klingeln, denn ich erwarte Besuch. Den Besuch einer 79 jährigen Frau. Wird sie meine zukünftige Hebamme sein? Wird sie mich bei der Geburt meines dritten Kindes begleiten, obwohl ich bereits zwei Kaiserschnitte hatte?

Rückblende: Berlin vor fast 15 Jahren. „Es ist bei uns nicht üblich, das Väter beim Kaiserschnitt mit dabei sind. Warten Sie bitte draußen.“ hörte ich die Anästhesistin sagen, bevor ich in den Operationssaal geschoben wurde. Nach über 24 Stunden extrem schmerzhafter Wehen, einer PDA und einem Geburtsstillstand über viele lange und zäh dahinplätschernde Stunden, entschied die diensthabende Ärztin, das nun ein Kaiserschnitt das Mittel der Wahl sei.

Nie hätte ich damit gerechnet, dass die Geburt meines ersten Kindes diese Wendung nehmen würde. Mit der Entscheidung zum Kaiserschnitt brach für mich eine Welt zusammen. Warum ich? Warum jetzt? Obwohl die Entscheidung zum Kaiserschnitt zu diesem Zeitpunkt aus medizinischer Sicht gut und richtig war, fragte ich mich immer wieder, ob es nicht doch einen anderen Weg gegeben hätte.

Knapp vier Jahre später stand die Geburt unseres 2. Kindes bevor. Wieder wünschte ich mir eine natürliche Geburt. Doch die Erinnerungen an meine erste Geburt schoben sich immer wieder zwischen mich und meinen Wunsch. Obwohl ich mich im Geburtshaus angemeldet hatte, malte ich mir immer wieder aus, was bei dieser nächsten Geburt alles schief gehen könnte.

Am Ende überwogen meine Ängste und ich entschied mich für einen geplanten Kaiserschnitt. Ich zahlte den Preis dafür, dass ich die erste Geburt leider nie wirklich verarbeitet und mich auf die nächste Geburt nicht gut vorbereitet hatte.

Doch nun beim dritten Kind sollte es anders werden. Schon vor dem Beginn dieser Schwangerschaft beschäftigte ich mich genau mit der ersten Geburt und verschlang alle verfügbaren Bücher zu natürlichen Geburten. Vor allem das Buch „Die selbstbestimmte Geburt“ von Ina May Gaskin wurde für mich ein zentraler Teil meiner Vorbereitung. Es zeigte mir, was für eine gute Geburt wirklich wichtig ist und was es bedeutet, mich mental vorzubereiten.

In dieser Zeit lernte ich in einem Mütterforum eine Mutter kennen, der bereits gelungen war, was ich mir so sehr wünschte. Eine natürliche Geburt nach zwei Kaiserschnitten. Wir trafen uns und stellten fest, dass es für Mütter, die sich nach einem oder mehreren Kaiserschnitten eine natürliche Geburt wünschten, zwar einige Hinweise gab, aber keine wirklich umfassenden Informationen.

Kurzer Hand beschlossen wir, ein Buch zu schreiben, welches diese Lücke füllen sollte. Es vergingen zwar noch vier Jahre bis zur Veröffentlichung von Meine Wunschgeburt – Selbstbestimmt gebären nach Kaiserschnitt*, doch dieses Buch gemeinsam mit Kathrin Scheck zu schreiben, war ein wichtiger Meilenstein meiner eigenen Geburtsvorbereitung.

Es kristallisierte sich heraus, das die Vorbereitung auf eine Geburt nach Kaiserschnitt idealer Weise in 5 Schritten erfolgt:

  1. Der erste Schritt ist die Verarbeitung und das Verstehen der vorherigen Geburt.
  2. Als nächstes sollte frau herausfinden, ob aus medizinischer Sicht etwas gegen die natürliche Geburt spricht. Ein Grund dafür wäre, dass die Plazenta den Geburtsweg verlegt. Kein absolutes Ausschlusskriterium ist es z.B. wenn eine Mutter mit Zwillingen schwanger ist, sie mehr als einen Kaiserschnitt in der Vergangenheit hatte, das Baby mit dem Po nach unten liegt, sie ein eher großes Kind erwartet, der errechnete Geburtstermin überschritten ist oder der Abstand zwischen den Geburten nur etwas mehr als ein Jahr beträgt. In einem Vorgespräch mit dem Arzt und/oder der Hebamme kann man herausfinden, welche Möglichkeiten für die nächste Geburt bestehen.
  3. Ist eine natürliche Geburt aus medizinischer Sicht möglich, so gilt es, sich eine geburtsfreundliche Umgebung zu schaffen, um sich optimal auf die nächste Geburt vorzubereiten. Zur organisatorischen Vorbereitung auf die Geburt kann die Suche nach einer passenden Hebamme gehören, die eine Mutter bereits während der Schwangerschaft begleitet, einen für sich guten Geburtsort zu finden und sich vor negativen Einflüssen anderer Personen oder den Medien zu schützen.
  4. Im vierten Schritt geht es um die körperliche Vorbereitung. Zur Körperlichen Vorbereitung gehört eine gesunde und ausgewogene Ernährung, arm an sogenannten leeren Kalorien, und evtl. (leichte) sportliche Betätigung oder Yoga. Je nach dem, was frau liegt und was man auch schon vor der Schwangerschaft gerne getan hat.
  5. Einer der wichtigsten Bausteine in der Geburtsvorbereitung ist die mentale Vorbereitung. Wenn Du weißt, was Dein Ziel ist und warum, positionierst Du Dich in sämtlichen anderen Punkten viel sicherer und kannst viel besser für Dich einstehen. Sich den Verlauf der Geburt vor dem inneren Auge immer wieder und in sämtlichen Details vorzustellen und z.B. mit positiven Affirmationen zu arbeiten, kann besonders in schwierigen Situationen den Unterschied machen.

Am Ende ist klar, dass auch die beste Vorbereitung keine Garantie für den gewünschten und erhofften Verlauf der Geburt bietet. Deshalb ist es wichtig, innerlich loszulassen und wenn die Geburt beginnt, offen für alles zu sein, was sich nun ereignet. Auch für einen weiteren Kaiserschnitt. Denn nur, wenn auch der erneute Kaiserschnitt akzeptiert werden kann, ist frau wirklich frei.

Diese fünf Schritte bin ich selbst gegangen. Nicht nacheinander, sondern teilweise parallel. So stellte ich bereits vor der dritten Schwangerschaft meine Ernährung um und lernte verschiedene Hebammen kennen, die möglicherweise für die Begleitung in Frage kamen. Die Wahl fiel zunächst auf eine Hebamme mit sehr viel Wissen rund um Geburten nach Kaiserschnitt, die jedoch eine weite Anreise gehabt hätte. Daher suchte ich nach einem Backup aus meiner Nähe, falls es schnell gehen müsste.

Durch einen Artikel in einer kleinen regionalen Zeitung las ich von einer älteren Hebamme mit sehr viel Erfahrung auch bei Hausgeburten. Mir war klar, wenn ich mir die Erfahrung dieser Fachfrau mit tausenden Geburten sichern kann, dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Und nun erwartete ich sie mit klopfendem Herzen. Als sie herein kam, musterte sie mich mit ihren wachen, klaren Augen und fragte mich nach den zurückliegenden Geburten. Ich war sehr erleichtert, als sie einige Zeit später zu mir sagte „Ich begleite Dich, aber ich werde Dir keine natürliche Geburt versprechen. Was ich Dir verspreche ist, das ich Dich niemals allein lassen werde.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und ich war überglücklich.

Als ich 13 Tage nach dem errechneten Termin endlich Wehen bekam, war es auch so. Wir fuhren gemeinsam in die Klinik, die ich ausgewählt und in der man mir Unterstützung zugesagt hatte. Und während der gesamten Geburt, die weit mehr als 20 Stunden dauerte, blieb sie die gesamte Zeit an meiner Seite. Bis ich mein kleines, starkes Mädchen zur Welt gebracht hatte.

Nach dieser Geburt merkte ich, dass es mein tiefer Wunsch ist, andere Mütter, die sich so wie ich auf den Weg zu einer natürlichen Geburt nach einem oder mehreren Kaiserschnitten gemacht haben, zu unterstützen. Seit Kurzem biete ich dazu gemeinsam mit einer Mentaltrainerin Kurse zur mentalen Vorbereitung auf die Geburt nach Kaiserschnitt(en) an.

Aber auch die Fortbildung von Fachleuten ist mir ein großes Anliegen. Wer, wenn nicht Hebammen, Geburtsbegleiterinnen, Doula´s und Ärzte können Mütter bei ihrer Geburt unterstützen und es ist ein großer Unterschied ob diese Begleitung mit Herzblut erfolgt oder mit professioneller Abgeklärtheit. Denn für eine Fachfrau ist diese Geburt nur eine von vielen Geburten aber für eine Mutter ist sie ein zentrales Ereignis in ihrem Leben.

Wer sich für meine Angebote interessiert, kann sich herzlich gerne auf meiner Homepage www.geburt-nach-kaiserschnitt.de umsehen.

Ute Taschner

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