Zum Thema Abstillen hatte ich – als ich selbst noch weit davon entfernt war – Aussagen gehört wie „Du musst Dir Deiner Sache nur sicher und konsequent sein und spätestens nach einer Woche ist das Thema durch!“ oder „NEIN, das Abstillen wird mit zunehmendem Alter nicht schwieriger, denn dein Kind wird reifer und von ganz alleine weniger stillen“.
Auch die Abstill-Berichte im Internet erweckten den Eindruck, dass das Abstillen überhaupt kein Problem sei. Ich las von Kindern, die von sich aus kein Interesse mehr zeigten. Manche sogar so früh, dass die Mütter, sich noch gar nicht bereit fühlten. Andere Kinder waren nur kurz traurig, aber zeigten sich wohl recht schnell verständnisvoll.
Ich dagegen habe zweimal einen intensiven „Abstill-Kampf“ erlebt. Extrem traurig, langwierig und für beide Seiten enorm kräftezehrend. Zwischendurch zweifelte Thomas sogar die Vorteile des Langzeitstillens an, weil es scheinbar so ein „Junky-Verhalten“ – solch starke „Entzugserscheinungen“ – erzeugte. Diese Bedenken teilte ich zwar nicht, dafür hatte ich zu viel darüber gelesen (z.B. hier). Aber irgendetwas stimmte bei uns tatsächlich nicht.
Erst nachdem ich beide Nestlinge komplett abgestillt hatte, las ich zum ersten Mal, dass es einige Kinder gibt, die das Trinken an Mamas Brust besonders lieben und sich deswegen besonders schlecht davon trennen können. Sogenannte gefühlsstarke Kinder wie Nora Imlau sie in ihrem Buch So viel Freude – so viel Wut* bezeichnet.
Inhalt
- Kurzer Rückblick: Was, wenn Zweifel nicht der Grund sind?
- Exkurs: Gefühlsstarke Kinder
- Gefühlsstarke Kinder & Das Stillen
- Umfrage zum Langzeitstillen und Abstillen
- Abstillen: Nicht immer schnell & unkompliziert
- Wie stille ich mein (gefühlsstarkes) Kind bindungsorientiert ab?
- Rahmenbedingung: Ist mein Kind bereit?
- Was willst Du?
- Klar sein!
- Ruhige Phase wählen
- Mit dem Kind reden (egal wie klein es ist)
- Nur noch zu bestimmten Zeiten stillen (längere Stillpause)
- Nur noch an bestimmten Orten stillen
- Separates Schlafzimmer
- Stillunfreundlich anziehen oder Papa übernimmt
- Wasser anbieten
- Auf Widerstand gefasst sein
- Emotionen begleiten: Weiterhin Nähe & Geborgenheit schenken
- Neue Rituale finden
- Den (Ab-)Stillerfahrungen anderer nicht so viel Gewicht schenken
- Keine Schuldgefühle oder schlechtes Gewissen
Kurzer Rückblick: Was, wenn Zweifel nicht der Grund sind?
Beide Nestlinge habe ich mit etwa 3,5 Jahren nachts abgestillt (sie durften dann noch bis zum 4. Geburtstag abends zum Einschlafen und früh nach dem Aufwachen trinken). Auf das nächtliche Abstillen haben beide mit furchtbar großem Protest – mit schreien, schimpfen, treten, bitten, betteln und endlos vielen Tränen – reagiert. Viele, viele Nächte lang.
Beim Mädchen glaubte ich, einen super ungünstigen Zeitpunkt gewählt zu haben. Ich hatte mich kurz nach der Geburt des Buben dazu entschieden, weil ich durch das Tandemstillen und extremen Schlafmangel am Ende meiner Kräfte war (siehe hier). Für mich war damals klar, dass sie das Abstillen mit dem Neugeborenen in Verbindung bringt und deswegen so in Aufruhr ist. Außerdem war ich mir meiner Sache alles andere als sicher. Ich war körperlich zwar am Ende, aber emotional extrem hin und her gerissen, ob meine Entscheidung bei so einer starken Reaktion wirklich richtig ist. Das schlechte Gewissen fraß mich förmlich auf.
Als der Bub dann allerdings auch ohne Geschwisterbaby wütete, ja im Grunde sogar schlimmer und länger als das Mädchen – beschlich mich der Eindruck, dass die intensiven Proteste nichts mit den Umständen oder meinen Zweifeln zu tun haben. Beim Bub war ich mir nämlich hundertprozentig sicher. Zudem bekam er meine volle Zuwendung und ich konnte ihn ganz entspannt (ohne hungriges Baby im Nachbarzimmer) begleiten. Als er sich trotzdem so intensiv gegen meine Entscheidung auflehnte, dämmerte es mir, dass ich wohl einfach zwei sehr starke Kinder habe – zwei gefühlsstarke Kinder, wie ich später von Nora Imlau lernte.
Exkurs: Gefühlsstarke Kinder
Das Mädchen ist uns schon früh dadurch aufgefallen, dass sie sich stärker und intensiver freuen konnte, als andere Kinder in unserem Umfeld, dafür kannte ich kein anderes Kind, das so starke Wutausbrüche erlebte wie sie. Auch der Bub ist besonders „energiegeladen, wild und rebellisch“.
Nora schreibt: „Manche Kinder haben extrem starke Gefühle. Sie strotzen vor Energie, Begeisterungsfähigkeit, Bewegungsdrang. Aber sie schreien auch besonders laut, schlafen lange nicht durch, können ihre Emotionen schwer regulieren. Jedes siebte Kind kommt mit dieser besonderen Spielart der Persönlichkeitsentwicklung zur Welt. So viele!“
Nora betont, dass diese „Gefühlsstärke“ nicht auf die Eltern zurückzuführen ist – es keine Eigenschaft ist, die herbeigeführt oder verhindert werden kann – sondern vielmehr ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal.
Während ich all das las, begann ich allmählich zu verstehen. Für mich fügten sich plötzlich viele Puzzleteile zu einem Bild zusammen. Auch in Hinsicht auf unsere Abstill-Kämpfe…
Gefühlsstarke Kinder & Das Stillen
Hier die wichtigsten Ausschnitte aus Nora’s So viel Freude – so viel Wut*:
„Gefühlsstarke Kinder zeigen häufig nicht nur besonders intensive Emotionen, sondern auch extremes Bindungsverhalten. Ihre Bindung zu ihrer wichtigsten Bindungsperson ist ungewöhnlich stark. […]
Ganz typisch für gefühlsstarke Kinder ist, dass sie auch mit einem Jahr noch fast so häufig an der Brust trinken wollen wie ein Neugeborenes, beim Spielen immer Mama in der Nähe haben wollen und sich oft nicht einmal von Papa ins Bett bringen lassen. […]
Stillen hat für gefühlsstarke Kinder außerdem eine besondere emotionale Bedeutung – sie tanken bei jeder Mahlzeit an der Brust auch eine gehörige Portion Nähe, die ihnen bei der Regulation ihrer intensiven Gefühle hilft. […]
Alle Babys trinken gerne Milch. Aber gefühlsstarke Kinder lieben das Trinken an Mamas Brust oft ganz besonders. Es ist als bekämen sie von der kuscheligen Nähe und der süßen Milch nie genug, und zwar tagsüber ebenso wie nachts.“
Ich las und nickte und nickte. Genauso sah es bei uns aus. Fast als hätte Nora meine Nestlinge beschrieben…
Umfrage zum Langzeitstillen und Abstillen
Als ich mich gedanklich mit diesem Artikel auseinander setzte, fragte ich mich wie das Abstillen wohl in anderen Familien verlaufen ist. Nach meiner Erfahrung und Nora’s Zeilen, vermutete ich nicht die einzige mit solch einer aufregenden Abstill-Geschichte zu sein.
Ich startete kurzerhand eine Befragung in meinen Instagram-Stories, an der sich etwa 1300 Mädels beteiligten. Ich freue mich sehr über diese rege Teilnahme und die aufschlussreichen Ergebnisse, die ich nun gerne mit euch teilen möchte.
Wie vermutet, befinden sich in meiner Online-Blase viele Mütter, die ihr Kind recht lange (mehr als ein Jahr) gestillt haben. In der aktuellsten Studie, die ich finden konnte, lag der Stilldurchschnitt bei etwa 8 Monaten (siehe auch „Stillen nach Geburtsjahrgängen, Robert Koch Institut).
Den Abstill-Zeitpunkt haben überwiegend die Mütter bestimmt. 38% der Kinder haben sich laut Aussage ihrer Mütter selbst abgestillt – erstaunlich viele sogar weit vor dem ersten Geburtstag (mit 8/9 Monaten). Dazu fiel mir spontan folgender Text von Hebamme und Stillberaterin IBCLC Ania Gaca ein (für alle Mütter, die gerne länger stillen wollen):
„Im ersten Lebensjahr stillt sich ein Baby in der Regel nicht von selbst ab. Jedoch können Phasen auftreten, in denen das Kind die Brust verweigert, was dann bisweilen als Abstillbedürfnis fehlinterpretiert wird. Diese Stillstreiks, die meist von heute auf morgen auftreten, haben aber andere Ursachen. Wenn sich die Situation nicht auflösen lässt, ist eine Stillberatung hilfreich, damit es weder zu einem Milchstau noch zu einem noch nicht gewünschten Abstillen kommt.“ (Originaltext)
Das Abstillen verlief offenbar mehrheitlich schnell und unkompliziert. Der für mich spannendste Punkt ist jedoch, dass 17% der Kinder sich stark gegen das Abstillen gewährt haben. Erinnert ihr euch? Laut Nora ist jedes 7. Kind gefühlsstark und trennt sich nicht gerne von der Brust, also etwa 14% aller Kinder. Nur ein Zufall oder gibt es da möglicherweise einen Zusammenhang?
Abstillen: Nicht immer schnell & unkompliziert
Im Prinzip ist es irrelevant, ob die streikenden 17% der Kinder aus meiner Umfrage gefühlsstark sind oder vielleicht andere Gründe hinter ihrem Verhalten steckten. Fakt ist, dass es Kinder gibt, die sich von alleine abstillen und auch unkomplizierte Abstillprozesse genau so wie ich es oft gehört und gelesen hatte. Allerdings sind da auch Mütter, die ähnliches erlebt haben wie ich. Zwar ein geringer Prozentsatz, aber ich bin – wie vermutet – keine Ausnahme!
Zudem finde ich Nora’s Ausführungen beruhigend. Da gibt es nachweislich eine kleine Gruppe Kinder, die eben besonders gerne, intensiv und lange stillen. Von Natur aus. Ohne dass wir (langzeitstillenden) Eltern dabei irgendetwas vermasselt haben. Einige Kinder brauchen von sich aus das Stillen mehr als andere, was entsprechend auch zu mehr Frust beim Abstillen führt.
All das hilft mir milder auf meine Abstill-Erfahrungen zurückzublicken. Denn ich habe beide von Herzen gerne gestillt und auch von Herzen gerne so lange. Dass es kein friedliches Ende im Einverständnis beider Seiten gab, machte mich lange Zeit furchtbar traurig. Nun verstehe ich meine Nestlinge besser und auch was das Problem beim Abstillen war: Bei manchen Kindern verläuft es einfach nicht schnell und unkompliziert.
Wie stille ich mein (gefühlsstarkes) Kind bindungsorientiert ab?
„Gerade weil Mütter ihre gefühlsstarken Kinder oft intuitiv besonders viel und lange stillen, ist es wichtig, dass sie dabei auch gut auf sich selbst und ihre eigenen Bedürfnisse achten.“
(N. Imlau)
Die Begleitung beim Abstillen sollte im Grunde ähnlich aussehen wie in anderen, schwierigen Situationen, in denen unsere Bedürfnisse auf die unserer Kinder prallen. Ich als Mutter mache mir klar, was ich will und brauche – ob ich einen Kompromiss für uns alle finde. Ist das nicht möglich, kommuniziere ich meine Entscheidung und wenn die Nestlinge traurig oder wütend reagieren, stehe ich ihnen mit Trost und Nähe zur Seite. Ich lasse ihre Gefühle im vollen Umfang zu und versuche dabei entspannt zu bleiben. Denn ich weiß ja, dass sie keine rücksichtslosen „Monster“ sind, sondern einfach nur unglücklich und überfordert.
Rahmenbedingung: Ist mein Kind bereit?
Für mich persönlich war es wichtig, meine Nestlinge mindestens so lange zu stillen, bis sie tagsüber genug aßen und tranken. Bis sie keine Muttermilch mehr benötigten, um ihren Kalorienbedarf zu decken. Ich wollte meinen Kindern keine andere Milch geben, solange sie welche brauchten und ich genug produzierte (siehe auch „Kuhmilch ist für Babys nicht die beste Wahl, sagen Krebsforscher„).
Stillenden Müttern in einer positiven und gesunden Stillbeziehung würde ich ebenfalls raten, bis mindestens zum ersten Geburtstag zu warten. Wenn der Alltag, die Umstände und die Akkus der Mutter es zulassen, gerne auch bis zum zweiten Geburtstag und darüber hinaus (siehe auch „Babyfreundlich – eine Initiative der WHO und UNICEF„).
Was willst Du?
Letztendlich ist aber nicht nur wichtig, was das Baby möchte, die Kernfrage ist vielmehr wie es Dir als stillende Mutter dabei geht. Denn „Stillen – auch das Stillen eines gefühlsstarken Kindes – sollte niemals eine Einbahnstraße sein, sondern immer eine Beziehung, in der es beiden gut geht.“ (N. Imlau)
Gehe also in Dich und höre auf DEINE innere Stimme: Was willst Du? Stillst Du gerne oder nur noch dem Kind zuliebe? Möchtest Du weiterstillen oder lieber aufhören? Spür in Dich hinein und überlege, ob Du von Dir aus bereit bist für diesen Schritt.
Klar sein!
Wie auch immer Deine Entscheidung aussieht – wenn Du abstillen möchtest, solltest Du Dir Deiner Sache sicher sein. Es verhindert nicht bombensicher einen Proteststurm wie meine Kinder es eindrücklich bewiesen haben, aber sie spüren zumindest deutlich, dass Du es Ernst meinst. Deine klare, innere Haltung wird sich auf sie übertragen, aber wichtiger noch, es wird Dir helfen, Dein Vorhaben umzusetzen.
Ruhige Phase wählen
Wähle am besten ein größeres Zeitfenster (z.B. ein verlängertes Wochenende), in dem niemand zeitig aufstehen muss und in dem keine längeren Besuche oder andere aufregende Ereignisse (wie Umzug oder Kindergartenstart) anstehen.
Mit dem Kind reden (egal wie klein es ist)
Ich finde es gut, sich einen Termin zu setzen und dann das Kind – bereits einige Tage vorher – mental auf die anstehende Veränderung vorzubereiten. Ich habe jedem Nestling kindgemäß und aufrichtig erklärt, dass ich erschöpft bin und Schlaf brauche (und so auch meine Brust) und wir deswegen ab Tag x (noch x-Mal schlafen) eine Stillpause in der Nacht einlegen. Auch dass wird höchstwahrscheinlich nicht die Stärke der Reaktion und Gefühle beeinflussen, aber Dein Kind ist so zumindest darauf eingestellt.
Nur noch zu bestimmten Zeiten stillen (längere Stillpause)
Oft wird Müttern zum Abstillen empfohlen, einfach für ein paar Tage zu verreisen. Solche Hauruck-Aktionen können jedoch im Milchstau oder schlimmer noch in einer angeknacksten Mutter-Kind-Beziehung enden. Ratsamer ist es, sich zunächst ein längeres, „still-freies“ Zeitfenster zu schaffen.
Die meisten Mütter wünschen sich verständlicherweise nachts eine längere Pause. An dieser Stelle jedoch noch einmal der Hinweis, dass die meisten Kinder unter einem Jahr auch nach dem Abstillen nicht durchschlafen, weil ihnen schlichtweg die Gehirnreife dafür fehlt (siehe auch „Warum Babys nicht durchschlafen„). Auch nach dem ersten Geburtstag ist das Abstillen kein Garant für ruhige Nächte (siehe auch „Schlafen Babys nach dem Abstillen besser?„). Bei Kindern ab einem Jahr kann eine nächtliche Stillpause von 5-7 Stunden jedoch durchaus gelingen – sehr empfehlenswert dafür ist „Das sanfte Schlafprogramm“ nach Dr. Jay Gordon.
Nur noch an bestimmten Orten stillen
Meine Nestlinge waren je 3,5 Jahre, als ich nachts eine Stillpause eingefordert habe. Dafür habe ich eine Lichtuhr* als Orientierungshilfe benutzt (wenn sie leuchtete, durften sie stillen). Für jüngere Kinder kann es jedoch schwierig zu verstehen sein, warum sie zum Einschlafen noch im Bett stillen dürfen, aber 2 Stunden später nicht mehr. Hier kann eine räumliche Orientierung (nicht mehr im Schlafzimmer/ im Bett zu stillen) sinnvoller sein, als eine zeitliche (siehe auch „Nachts abstillen: Eine sanfte Vorgehensweise„).
Separates Schlafzimmer
Wir schlafen normalerweise alle in einem großen Familienbett, aber als ich entschieden habe, den Bub abzustillen, sind Thomas und das Mädchen ausgezogen. Das hat mir den Druck genommen, den Bub schnell beruhigen zu müssen – er durfte seinen Gefühlen freien Lauf lassen und die anderen konnten ungestört weiterschlafen.
Stillunfreundlich anziehen oder Papa übernimmt
Stillkinder haben eine sehr feine Nase. Ich hab mich immer dick (mehrere Schichten und Rollkragenpulli) eingepackt, weil beide Nestlinge mit großem Frust reagiert haben, wenn sie bei dünnerer Kleidung meine Milch gerochen haben. Andere Mütter berichteten, dass ihre Kinder sich bei Papa wesentlich besser beruhigen ließen, vielleicht weil ihnen der verführerische Milchgeruch nicht anhaftet.
Wasser anbieten
Beide Nestlinge haben nachts immer Durst (auch heute noch) und deswegen steht bei uns für jedes Kind eine Flasche mit frischem Wasser in greifbarer Nähe neben dem Bett.
Auf Widerstand gefasst sein
„Ein Entwicklungsschritt, der nicht vom Kind initiiert wird, verläuft nicht reibungslos.“
(S. Lüpold)
Bevor Du es nicht probiert hast, wirst Du nie sicher wissen können wie Dein Kind auf das Abstillen reagiert. Vielleicht schimpft es nur kurz, aber eventuell wehrt es sich mit jeder Faser seines Körpers dagegen. Wenn Dein Kind ein Kämpfer ist, kann sich das schrecklich und sehr kräftezehrend anfühlen. Vielleicht hilft der Gedanke, dass sein Verhalten – das Wahrnehmen und Äußern seiner Bedürfnisse – sehr gesund und schlau ist. UND dass unsere Kinder durchaus auch lernen dürfen, dass in einer Familie manchmal Kompromisse gefunden werden müssen, damit es allen Beteiligten gut geht ❤️
Emotionen begleiten: Weiterhin Nähe & Geborgenheit schenken
Das war für mich zugegeben der schwerste Teil, weil sich das Abstillen – von einigen „guten“ Nächten dazwischen abgesehen – über mehrere Wochen erstreckte. Es ist übrigens völlig in Ordnung das Abstill-Vorhaben aufzuschieben, wenn Du das Weinen und Schreien nicht aushalten kannst. Niemand muss etwas knallhart durchziehen, wenn das Herz laut „Stop“ ruft.
Wer sich aber wie ich, ganz sicher ist, braucht bei gefühlsstarken Kindern starke Nerven. Wichtig ist, sein Kind weiterhin Liebe und Zuneigung spüren zu lassen und nicht ungeduldig oder abweisend zu reagieren, wenn das Abstillen nicht so flott wie erwartet verläuft. Ich habe versucht stets klar und ruhig zu bleiben, egal wie sehr sie gewütet haben. Ich habe ihre Gefühle benannt und ihnen Raum gegeben. Meine Arme geöffnet, um Trost zu spenden. Manchmal habe ich mitgeweint und ihnen ehrlich erklärt, warum ich so traurig bin. Ich habe ihnen jede Nacht erneut versichert, dass ich sie liebe und weiterhin für sie da sein werde. Dass sie weiterhin im Körperkontakt mit mir einschlafen dürfen, dass ich jetzt aber nachts nicht mehr stillen möchte.
Neue Rituale finden
Das Einschlafen ohne Einschlafstillen hat sich bei beiden Nestlingen zunächst dramatisch verschlechtert. Jetzt da ich weiß, dass sie als gefühlsstarke Kinder mehr Energie haben, weniger Schlaf brauchen und die Eindrücke des Tages als besonders aufregend empfinden und dementsprechend lebhaft(er) verarbeiten, ergibt das für mich auch Sinn.
Beim Mädchen haben wir irgendwann herausgefunden, dass ihr Einschlafmeditationen helfen (siehe auch „Einschlafbegleitung: So findet mein Kind in wenigen Minuten in den Schlaf„). Heute mit fast 8 Jahren hört sie nur noch Meditationsmusik, Einschlaf-Geschichten braucht sie keine mehr. Dafür noch Körperkontakt – selbst wenn es nur Zeh an Zeh ist.
Dem Bub hatte ich beim Abstillen (genau wie dem Mädchen damals) eine Cloud-B-Schildkröte mit Musik und Licht* besorgt. Die mag er zwar sehr und sie beruhigt ihn auch, aber sie ist kein Einschlaf-Wunder. Zwischendurch hatte ich noch eine Gewichtsdecke ausprobiert, die bei besonders hibbeligen Kindern gut wirken soll. Auch Rücken streicheln und Füße massieren mit ätherischen Ölen. Aber im Moment schläft auch er am besten bei Einschlaf-Geschichten ein und zwar lang ausgestreckt auf mir liegend 🙂
Den (Ab-)Stillerfahrungen anderer nicht so viel Gewicht schenken
Die Menge der unkomplizierten Abstill-Geschichten hat mich tatsächlich eine zeitlang kirre gemacht. Da war er wieder, dieser leise Zweifel, ob es sich nicht doch um ein hausgemachtes Problem handelt. „Nein! Ganz sicher nein!“ weiß ich heute. Jedes Kind ist einzigartig und so auch jede Stillbeziehung und jeder Abstill-Weg.
„Mal endet die Stillzeit für die Mutter ungewollt vorzeitig, mal sehnt die Mutter das Ende herbei. Manche Kinder werden ein paar Tage, andere ein paar Monate oder auch Jahre gestillt. […] Zum Stillen gehören auch ganz viele Emotionen. Und das sind nicht immer nur Dankbarkeit und Glückseligkeit im Oxytocin-Rausch. Auch Angst, Schmerzen, Unsicherheit und Überforderung gehören mit dazu.“ (siehe auch „Stillen ist bunt„)
Also bleibe bei Dir. Schau auf Dein Kind. Und auf Dich. Zieh in schwierigen oder unklaren Situationen eine Stillberaterin heran. Aber vergiss nicht: Es gibt keinen Wettbewerb – kein „richtig“ oder „normal“. Jeder (Ab-)Stillweg ist gut so wie er ist ❤️
Keine Schuldgefühle oder schlechtes Gewissen
Beim Mädchen hat das schlechte Gewissen an mir genagt. Sie wollte keinen Baby-Bruder und dann hab ich ihr auch noch das Stillen weggenommen. So zumindest habe ich mich damals gefühlt. Ich hatte ihr gegenüber Schuldgefühle, heute sehe ich das anders.
Ich habe meinen Nestlingen gegeben, was ich konnte. Immer und jederzeit. Manche Entscheidungen müssen wir Mütter einfach für unser eigenes Wohlbefinden treffen. Aber auch das ist ja letztendlich im Sinne unserer Kinder, denn wir können nur dann eine gute Mutter für sie sein, wenn es uns gut geht.
Dir wünsche ich, dass Du Deine Stillbeziehung und auch das Ende dieser nach Deinen Bedürfnissen (und denen Deines Kindes) so handhaben kannst, wie es Dir zusagt. Ohne Wertung, ohne Kommentare und ohne Schuldgefühle!
In diesem Sinne entspanntes Abstillen!
Deine Kathrin
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