Ab heute starte ich eine sogenannte Basenfastenwoche, allerdings nicht aus Gewichtsgründen (ich habe bislang noch nie eine Diät gemacht), sondern weil ich testen möchte, ob ich durch eine Entsäuerung und einer anschließend vorwiegend basischen Ernährung meine „Hüftprobleme“ in den Griff bekomme.
Diagnose transiente Osteoporose
Ich bin Mitte Dreißig und habe Osteoprose. Was das bedeutet? In meinem linken Oberschenkelkopf gibt es eine Ansammlung von Gewebsflüssigkeit auch Knochenmarködem genannt, was seit 1,5 Jahren für so starke Schmerzen in meiner Hüfte sorgt, dass ich keinen einzigen Tag mehr ohne Schmerzmittel (Ibuprofen) auskomme. Nehme ich keine Schmerzmittel kann ich weder laufen noch schlafen.
Meine Odyssee durch diverse Arztpraxen
Die Schmerzen fingen kurz nach der Geburt des Buben an, aber erst im Januar 2015 (als sie offenbar nicht von alleine weggingen), suchte ich ärztlichen Rat. Mir wurde Blut abgenommen, die Hüfte geröngt, ich wurde von zwei verschiedenen Osteopathen behandelt (170,- Euro), von drei verschiedenen Orthopäden angeschaut (einer von denen setzte mich unter Strom, was er ebenfalls für unverschämte 90,- Euro als Osteopathie verkaufte), ein MRT von der Lendenwirbelsäule wurde angefertigt, ich ließ mich wochenlang von einem manuellen Physiotherapeuten behandeln (kostenlos) und ich begab mich auf Anraten meiner Hausärztin zu einem Arzt, der sich auf die sogenannte Faszientherapie spezialisierte hatte (3 Behandlungen = 400 Euro).
Monate strichen ins Land, aber niemand wollte konnte mir helfen. Ich bestand letztendlich völlig frustriert und entnervt auf ein MRT der Hüfte, was dann auch den Grund für die Schmerzen – das Wasser in meinem Oberschenkelknochen – zeigte. Woher das bei mir kommt, kann sich keiner erklären. Knochenmarködeme können durch Unfälle wie Stürze entstehen, durch Durchblutungsstörungen oder auch durch extreme, einseitige Belastungen. Die einzige Belastung an die ich mich erinnern kann, war die Geburt. Aber was die tatsächliche Ursache ist und warum die Schmerzen bei mir so lange anhalten, kann mir schlussendlich niemand sagen.
Ruhig stellen und Schmerzmittel nehmen
Die Schulmediziner (ich befragte drei verschiedene) sind der Meinung, dass diese Form der Osteoporose kein Problem sei („Da brennt ja gerade nichts an!“), ich die Hüfte nun einfach ruhig stellen und mich gedulden müsse, was natürlich ein Kinderspiel mit zwei Nestlingen ist. Ich solle weiterhin Ibuprofen nehmen, beziehungsweise meine Schmerzen symptomatisch behandeln lassen (mit Krankengymnastik beispielsweise) und mich dann – wenn es nicht besser geworden ist – nach 6 Monaten noch mal vorstellen.
Mittlerweile bin ich nicht mehr davon überzeugt, dass Ärzten daran gelegen ist, ihre Patienten wirklich zu heilen, aber das ist eine andere Geschichte, nämlich die des Kassenpatienten… Jedenfalls war ich mit der vorgeschlagenen „Therapie“ höchst unzufrieden.
Weiter durchprobieren oder einfach resignieren?
Als ich mein Knochenmarködem bei Facebook erwähnte, erhielt ich im Anschluss viele E-Mails von euch, in denen ihr mir Osteopathie und viele weitere Behandlungsmethoden empfohlen habt. Ich weiß das sehr zu schätzen, allerdings bin ich allmählich wenig euphorisch noch mehr Therapeuten auszuprobieren. Meine Zeit ist sehr begrenzt: Wir fliegen ja bald nach New York und vorher muss Thomas noch für eine Woche nach San Francisco. Davon abgesehen scheue ich mich noch mehr Geld zu investieren, um dann am Ende doch nur „Ich befürchte, ich kann Ihnen nicht helfen!“ zu hören.
Kann eine Ernährungsumstellung vielleicht helfen?
Die einzige Nachricht, die mich stark zum Nachdenken anregte, kam von Janina Kähler. Sie ist Bloggerin bei „Leichter Leben Family“ und legte mir wärmstens ans Herz, mich mit meinem Säure-Basen-Haushalt auseinanderzusetzen. Sie betonte, dass der Verzehr von Milchprodukten, Fleisch und Süßigkeiten beispielsweise den Körper übersäuere, was wiederum zu Gelenksbeschwerden führen könne. Aus eigener Erfahrung (sie hatte einen sogenannten Tennisarm, ihr Mann ebenfalls Hüftprobleme) wüsste sie, dass eine sogenannte „Entsäuerung“ und eine Umstellung auf vorwiegend basische Nahrungsmittel (hauptsächlich Obst und Gemüse) dem Körper helfe, Entzündungen, Gelenkserkrankungen und viele weitere Symptome zu lindern.
Daraufhin setzte ich mich an den Rechner und fand erstaunlich viele Beiträge zu der Theorie, dass saure Ernährung (insbesondere der Verzehr von Milch) Osteoporose und andere Erkrankungen begünstigt:
„Eine Studie des National Institutes of Health der Universität von Kalifornien, veröffentlicht im American Journal of Clinical Nutrition (2001), kam zu dem Ergebnis, dass „Frauen, die das meiste Eiweiß aus tierischen Nahrungsmitteln aufnahmen, eine 3-fach höhere Knochenschwundrate und eine 3,7-fach höhere Hüftfrakturrate aufwiesen als Frauen, die das meiste Eiweiß aus pflanzlichen Quellen bezogen. Obwohl die Forscher noch hinzufügten: „[…] wir haben bisher nichts gefunden, das diese Verbindung erklären könnte. Am Ergebnis ändert es ohnehin nichts.“ Die Schlussfolgerung der Studie: „Eine erhöhte Einnahme von pflanzlichem Eiweiß und eine verringerte Einnahme von tierischem Eiweiß können Knochenschwund (Osteoporose) und das Risiko einer Hüftfraktur verringern.“ (siehe „Wichtige Einflussfaktoren auf gesunde Knochen“)
Gab es da vielleicht tatsächlich einen Zusammenhang zwischen meiner Ernährung und der unerklärlichen Wasseransammlung im Knochen?
Was hat es mit dem Säure-Basen-Haushalt auf sich?
„Die Themen „Übersäuerung“ und „Säure-Basen-Haushalt“ sind komplex, denn hier streiten sich schon seit etlichen Jahren zwei Parteien: die klassische Schulmedizin und Anhänger von alternativen Heilmethoden. Letztere Gruppe verteidigt die Theorie der „Übersäuerung“. Demnach lagern sich sogenannte Säuren im Bindegewebe ab, die vor allem durch ungesunde Industrielebensmittel, Fast-Food, erhöhtem Fleischkonsum, Stress, Nikotin und Alkohol entstehen. Diese Stoffwechselabfälle sollen für ein zu saueres Milieu sorgen. Dieses Ungleichgewicht des „Säure-Basen-Haushaltes“ sei der Theorie nach hauptverantwortlich für diverse Krankheiten wie Gicht, Arthrose, Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, Neurodermitis, Osteoporose, Muskelschmerzen, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen, Herzrhythmusstörungen, Allergien und auch Krebs“ (siehe „Übersäuerung des Körpers – Was ist dran?„).
Zu der Theorie einer „Übersäuerung des Körpers“ und der basischen Ernährungsweise finden sich sehr viele widersprüchliche Meinungen im Internet. Was auch immer dran ist an dieser Theorie, ich nahm den Hinweis von Janina gerne zum Anlass, meinen alltäglichen Speiseplan gründlich unter die Lupe zu nehmen.
Ernähre ich mich gesund?
Nun, bei uns gibt es täglich Obst und Gemüse, wir essen nur 1-2 Mal pro Woche Fisch oder Fleisch, so gut wie keine Wurstprodukte, ich achte auf abwechslungsreiche Kost und ich koche täglich frisch. Klingt eigentlich gar nicht so ungesund, oder?
Doch wenn ich meine Essgewohnheiten genauer betrachte, dann gibt es einige, die sicherlich nicht die Besten für meinen Körper sind. Beispielsweise das süße Frühstück: Wir lieben Brötchen mit Honig und Marmelade und vor einigen Wochen zog auf Thomas’ Wunsch sogar die einst von uns verpönte Nutella wieder ein. Den Abend vor dem Rechner runde ich ebenfalls süß ab: Ich nasche super gerne Eis oder Schokolade. Die Zwischenmahlzeiten bestehen hier zwar überwiegend aus Obstsnacks, aber oft essen wir am Nachmittag auch Gebäck und Kuchen. Ich koche zwar frisch, aber mit viel Butter und vielen, vielen Milchprodukten. Und die Liste ließe sich bestimmt noch um ein paar ungesunde Punkte erweitern…
„Sie das nicht so eng, Essen soll doch Spaß machen und schmecken!“ sagte neulich jemand zu mir, aber wenn dieser Genuss dazu führt, dass ich krank werde und mich nicht mehr richtig bewegen kann, obwohl ich ein recht junger Mensch bin, der sein Leben lang Sport getrieben hat, dann hört der „Spaß“ für mich auf.
Zeit für eine Ernährungsumstellung?!
Ich bin überhaupt nicht anfällig für Trends, weder bei Klamotten noch bei Ernährung, so dass der ganze Hype um „Paleo“ oder „vegane Kost“ beispielsweise bislang gänzlich an mir vorbeiging. Da ich nun aber diese fiesen Schmerzen habe und wenig Hoffnung, dass mir irgendein Therapeut noch ernsthaft helfen kann oder dass sie doch von alleine verschwinden, lasse ich mich gerne auf ein Ernährungsexperiment ein, denn ich habe ja nichts zu verlieren. Eine Phase mit mehr Obst und Gemüse, Fleischverzicht und weniger Kohlenhydraten mit hohem glykämischen Index schaden meinem Körper nicht, aber mit viel Glück finde ich vielleicht einen Ansatz, der mir Linderung verschafft.
Probelauf: Basenfasten
Im Internet gibt es unglaublich viele verschiedenen Seiten und Rezepte zur basischen Ernährung, aber leider stimmen die Einstufungen der Nahrungsmittel nicht immer überein. Manche sagen alle Getreideprodukte seien sauer, andere wiederrum behaupten sogenannte Pseudogetreide wie Amaranth, Quinoa und Buchweizen seien basisch. Ich liebe derartige Ungereimtheiten, die mich verwirren den Start erschweren.
Da ich keine Zeit habe mich stundenlang mit dem Thema auseinanderzusetzen, bestellte ich mir kurzerhand das Basenfasten für Eilige* von Sabine Wacker. Sie erklärt in ihrem Buch kurz und verständlich die Anzeichen für Übersäuerung, warum Entsäuerung gut für die Gesundheit ist und wie sich das leicht umsetzen lässt. Im zweiten Teil gibt es einen sieben Tage Basenfasten-Plan mit Rezepten, welchem ich seit heute folge.
Warum so radikal?
Vor etwa einem Jahr startete ich bereits einen Versuch mein Hüftproblem durch mehr gesunde Ernährung und weniger Zucker in den Griff zu bekommen, allerdings ohne konkreten Ernährungsplan (siehe: „Fit in den Mai Challenge„). Ich will jetzt nicht wieder halbherzig bestimmte (saure) Nahrungsmittel weglassen, aber im Grunde so weitermachen wie bisher. Falls die Ernährung wirklich der Knackpunkt ist, dann will ich das jetzt auch genau und ohne Kompromisse wissen. Nach einer Woche Basenfasten sollte mein Körper der Theorie nach ganz gut gereinigt sein und ich bin gespannt, ob ich Veränderungen beobachten kann und wenn ja welche. Sollte meine Hüfte unverändert schmerzen, hänge ich noch 1-2 Wochen basische Ernährung im Verhältnis 80:20 dran. Das ist die Zeitspanne, die ich meinem Körper gebe, um mir zu zeigen, ob ihm das besser bekommt als Nutellabrote und süße Betthupferl.
Basenfasten heißt im Übrigen auch die Seele im Blick zu behalten: Sich weniger zu stressen und mehr Ruhepausen einzulegen; mehr zu schlafen und sich bewusst(er) den schönen Dingen zu widmen. Die Fastenwoche ist also eine gute Gelegenheit das Handy mal wieder längere Zeit aus der Hand zu legen und mir mehr Ruhepausen ohne Ablenkung zu gönnen.
Schlussgedanke
Als mich Janina mit der basischen Ernährung konfrontierte, dachte ich zunächst „Oh nein, mein geliebter Milchkaffee!“ und im nächsten Augenblick an all meine leckeren Rezepte, die so ganz und gar nicht basisch sind. Mir schoss durch den Kopf welch Aufwand eine Ernährungsumstellung mit sich bringt und dass ich dafür momentan eigentlich überhaupt gar keine Zeit habe. Im Grunde hielt ich bereits ein großes Set aus guten Argumenten gegen solch einen Versuch parat.
Aber ähnlich wie beim Thema „New York“ merkte ich, dass es auch hier auf einen Versuch ankommt. Ich kann nicht wissen, ob basische Ernährung etwas für mich ist oder nicht bzw. wie leicht oder schwer sie sich in den Familienalltag integrieren lässt, wenn ich es nicht selber probiere. Eventuell finde ich es furchtbar anstrengend und es passiert überhaupt gar nix, außer dass ich eine Woche lang mit knurrendem Magen neidisch auf die Nudelgerichte meiner Kinder schiele. Aber wer weiß, vielleicht finde ich ja leckere familientaugliche Rezepte und gehöre bald auch zu denen, die auf Entsäuerung schwören.
Ich freue mich jedenfalls auf mein kleines Experiment und bin hochmotiviert. Meine Erwartungen bezüglich der Schmerzen sind aufgrund meiner Odyssee recht verhalten, aber wenn die Kur – der Verzicht auf alles Krankmachende und die intensive Pflege von Körper und Seele – sich nur halb so gut anfühlt wie das Ausmisten im Kinderzimmer, dann hat es sich für mich schon gelohnt.
Hat von euch jemand Erfahrung mit basischer Ernährung gesammelt? Ich kann noch lecker schmeckende Rezepte für Frühstück, Mittag und Abendbrot gebrauchen 🙂
Eure Kathrin
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