New York: We can make it there, because we’ll make it anywhere

Kathrin New York Leave a Comment

Nachdem wir ja letzte Woche in New Jersey (Union City) fast versumpft sind, freuten wir uns wie Bolle auf den Tag, an dem wir dieser Gegend für immer Lebewohl sagen durften.

Abreise

Alle Koffer gepackt, alle Familienmitglieder abmarschbereit.

Unser neues Heim

Am Freitag, den 1. Juli, ging es dann nach Brooklyn an den nördlichsten Zipfel vom Prospect Park (roter Punkt auf linkem Bild). Bereits von außen wirkte unsere neue Unterkunft einladender (rechtes Bild).

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Die Wohnung gehört einer Familie mit ebenfalls zwei kleinen Kindern, die gerade selbst Urlaub macht und ist somit wesentlich gemütlicher eingerichtet als unsere letzte Bleibe. Außerdem gibt es hier reichlich Spielzeug und viele, viele (englische) Kinderbücher für die Nestlinge. Der Wohlfühlfaktor stieg mit dem Wohnungswechsel also erheblich!

wohnzimmer

Das Mädchen „liest“ dem Bub auf der Wohnzimmercouch ein Buch vor.

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Esstisch und Spielzeugregal (hinten an der Wand).

Kueche

Eine Miniküche, in der definitiv Arbeitsfläche zum vernünftigen, regelmäßigem Kochen fehlt. Aber die New Yorker gehen ja lieber essen…

kinderzimmer

Das ist das Kinderzimmer, in dem eigentlich zwei Kinderbetten für unsere Nestlinge standen. Eins dient mir nun als Wäscheablage, das andere musste zugunsten der aufblasbaren Kingsize-Matratze weichen, auf der ich mit dem Bub nächtige.

Schlafzimmer

Das Schlafzimmerbett, das sich Thomas mit dem Mädchen teilt (ich vermisse unser Familienbett) und in dem die Große in der Mittagspause, wenn ich den Bub in den Schlaf stille, Biene Maja oder Pipi Langstrumpf schauen darf.

Wir wohnen zwar direkt an einer Hauptstraße, was für einen enormen Geräuschpegel sorgt, dafür gibt es hier zumindest viele Alleen, die eine angenehme Atmosphäre erzeugen.

Brooklyn-park

Diesen Kinderwagen haben wir übrigens von unseren Vermietern geliehen bekommen und ich bin so dankbar dafür, weil er nämlich ein Buggyboard für das Mädchen hat!

Plötzlich Katzenbesitzer

Außerdem ließen unsere Vermieter ihre beiden Katzen (Fina und Oliver) zurück, die nun von den Nestlingen bei jeder Gelegenheit erdrückt dauerbekuschelt werden. Oliver hält tapfer her – seine Gelassenheit ist bewundernswert.

Oliver

Unsere Kinder herzen Oliver, dem das nicht so ganz geheuer ist…

Fina dagegen bevorzugt Ruhe und versteckt sich meist schnell unter dem Bett, wenn sie die Kinder kommen hört.

Fina

Fina sucht sich lieber ein ruhiges Plätzchen.

Unser Haus- und Hofspielplatz

Wenige Minuten von uns entfernt gibt es einen großen Spielplatz mit den typisch amerikanischen Klettergerüsten und Gummiböden…

Spielplatz

Auf diesem Spielplatz verbringen wir jeden Vormittag eine bis anderthalb Stunden. Nach dem Mittag düsen wir dann immer zu völlig neuen Zielen.

… und einem sogenannten „splash pad“, einer Wasserspritzanlage, die bei den Temperaturen hier (zwischen 28 und 34 Grad bei einer teils enormen Luftfeuchtigkeit) von den Kindern gerne genutzt wird.

Wasser

Grundsätzlich mag ich das Wetter hier. Der anhaltende und vor allem beständige Sommer ist herrlich. So können wir ausreichend Sonne und Vitamin D tanken und uns die ganze Zeit draußen aufhalten. Gelegentlich regnet es, aber nicht wie in Deutschland tage- und stundenlang. Was diesen Punkt anbelangt ist New York definitiv mein Favorit.

Regen

Der Blick auf die wolkenverhangene Kreuzung vor unserem Haus: Bislang hatten wir echt Glück und es regnete immer nur abends und nachts.

Prospect Park in Brooklyn: I love it!

Der riesige Prospect Park, an dem wir nun wohnen, ist herrlich für Familien. Es gibt zum einen „echte Natur“, sprich große Wiesen mit vielen Bäumen, auf denen die Leute einfach nur herum liegen oder ganz aktiv Frisbee, Boules oder irgendwelche anderen Spiele spielen. Ich finde das klasse, weil sich hier alle Leute jeden Alters daran beteiligen, bei uns sind es ja meist nur die Jugendlichen, die sich sportlich in Parks betätigen.

Park

Es gibt natürlich auch „richtige“ Spielplätze (ich habe mir noch nicht alle angeschaut). Auch wenn das Prinzip fast immer gleich ist mit verschiedenen Klettermöglichkeiten und zumindest einer kleinen Wasserfontäne, so entdecken wir auch immer wieder neue, einzigartige Elemente wie hier auf dem Imagination Playground:

Imagination

Im LeFrak Centre gibt es einen gigantischen „splash pad“, wobei ich persönlich diese Menge an Beton nicht unbedingt mag. Hier kann man aber auch Rollschuh, Tretboot und Fahrrad fahren – alles gegen eine entsprechende Gebühr, versteht sich.

Prospect-park

Der Bub im „splash pad“ auf Erkundungstour.

Und noch ein Foto vom Prospect Park, welches das Mädchen von mir und dem kleinen Ausreißer geschossen hat.

Kathrin

Aber auch außerhalb des Prospect Parkes gibt es viel zu sehen und wir wohnen idealerweise genau zwischen zwei Metro-Stationen, die uns innerhalb kurzer Zeit in alle möglichen Richtungen bringen.

Dumbo, Brooklyn

Samstag, den 02. Juli, schauten wir uns beispielsweise Brooklyn Dumbo und Brooklyn Heights (etwa 10 Minuten nördlich von uns) an. Das sind zwei familienfreundliche, etwas gehobenere Stadtviertel durch die uns Thomas‘ Chef Emery führte.

BrooklynPause

Emery beim babysitten unserer Nestlinge, während Thomas und ich am Ufer vor der gigantischen Brooklyn Bridge in Ruhe unsere „Cream Cheese and Salmon Bagel“ futterten.

Nestling

Bei dieser vom Chef geführten Tour ist dann auch das erste Familienfoto von uns Vieren – vor der Manhattan Bridge – entstanden.

Nach dem langen Fußmarsch forderten die Kleinen eine Rast am Spielplatz zwischen Manhattan Bridge und Brooklyn Bridge. Diese Gegend (Brooklyn Bridge Park) werde ich mir demnächst noch genauer unter die Lupe nehmen, denn hier warten laut Google noch einige schöne „Spielschätze“ auf uns.

Bridge

Thomas ganz durstig und die Nestlinge auf und davon…

Brighton Beach

Es dauert übrigens nur knapp 30 Minuten mit der Metro in Richtung Süden und wir befinden uns am Strand von Brighton Beach.

Brighton-beach

Die Nestlinge am Stadtstrand.

Es gibt definitiv schönere Gegenden und Strände – in der Gemeinde Brighton Beach tummeln sich viele russische, ukrainische und jüdische Immigranten und das heruntergekommene Straßenbild lädt Touristen wie mich nicht unbedingt zum Flanieren ein – aber der Strand ist sauber, flach abfallend und hat jede Menge feinen Sand. Außerdem weht ein herrliches, frisches Lüftchen, so dass es sich hier auch bei sehr heißen Temperaturen (mit den Beinen im Ozeanwasser) gut aushalten lässt.

Brighton

Ausblick aus der Metro an der Station Brighton Beach. Ich bin hier nur ausgestiegen, weil mir der Strand von Leserin Ana empfohlen wurde. Zum Glück!

Zu diesem Luxus-Strand quasi direkt vor unserer Haustür werde ich jedenfalls an sehr heißen Tagen noch öfter fahren. Es gibt für mich nämlich nichts beruhigenderes als einen Tag mit meinen Nestlingen am Meer.

Matsch

Meine Nestlinge volles Rohr in der Strandmatsche.

Children’s Museum of Brooklyn

Ebenfalls nur etwa eine halbe Stunde von uns entfernt ist das Children’s Museum of Brooklyn. Da bin ich letzten Donnerstag mit den Rackern hingefahren, weil der Wetterbericht ein Gewitter anzeigte, das dann doch wieder an uns vorbeizog. Passierte uns schon öfter.

korkbad

Ein Korkbad 🙂

Die Nestlinge spielten zwar streckenweise ganz gut, allerdings gefiel mir dieses Museum nicht annähernd so gut wie das Children’s Museum of Manhattan, das wir letzte Woche besuchten. Alles war viel kleiner und chaotischer, dafür ist der Eintritt donnerstags immer frei und wir konnten somit 33 Dollar sparen! Da will ich lieber fix mein Schnütchen halten und mich freuen, dass wir diese kunterbunte Indoor-Aktivität kostenlos nutzen durften.

blauer-Sand

Der Bub vertieft im Spiel mit blauem Sand.

Wie geht’s den Kindern?

Dem Bub ist es – so glaube ich – völlig egal, welchen Fleck der Erde er erkundet. Solange ich in greifbarer Nähe bin, kommt er überall ziemlich flott in seinen „Spiel-Flow“. Die vielen Entdeckungstouren der letzten Tage und vielleicht auch seine durchbrechenden Eckzähne sorgen jedoch dafür, dass er auch tagsüber wieder häufiger stillt. Über die Nächte möchte ich jetzt lieber nicht reden…

Zuerst habe ich immer ein Shirt beim Stillen über sein Köpfchen gelegt, einfach weil ich nicht wusste wie die Leute hier zum Stillen in der Öffentlichkeit stehen. Aber nachdem ich ein paar Mamis beobachtet habe wie sie ihre 1-2 jährigen Racker einfach so und ohne viel Tamtam im Park anlegten, bin ich ihrem Beispiel gefolgt. Mittlerweile stille ich selbst auf Spielplätzen und Parkbänken ohne Verhüllung und bislang hat sich noch niemand daran gestört. Ich hoffe das bleibt so.

Tragling

Auf dem Weg zum Children’s Museum – der Bub im Tragetuch, das Mädchen an der Hand.

Wie der Großen unsere intensive Zeit zu dritt gefällt, kann ich nicht gut einschätzen. Fernweh beklagte sie bislang noch keins, aber ich versuche ja die Tage auch so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten: Die Vormittage verbringen wir auf unserem Haus- und Hofspielplatz und nach dem Mittagessen düsen wir immer zu einem uns unbekannten Ziel. Noch gibt es dementsprechend täglich neue Eindrücke, da fehlt ihr die Zeit bzw. die Langeweile für traurige Gedanken an zu Hause.

Sie scheint nichts zu vermissen (zumindest äußert sie das nicht verbal), dafür bindet sie den Brudi häufiger als sonst in ihr Spiel ein. Es gibt sehr viele innige Momente und die beiden lachen oft zusammen – ich glaube für den Kleinen wird es hart werden, wenn die langen Ferien vorbei sind und er die Vormittage wieder alleine mit mir verbringen bzw. er sie an den Nachmittagen wieder mit ihren Freundinnen teilen muss. Allerdings muss er auch vermehrt als Zielscheibe für ihre Stänkereien herhalten – es ist ja sonst niemand da, den sie ärgern könnte…

Trost Nestlinge

Langsam wurmt es sie, dass sie sich nicht mit den anderen Kindern verständigen kann. „Warum sprechen die alle Englisch und ich nicht?“ fragte sie mich neulich mit hängenden Ohren. Doch es braucht natürlich Zeit bis sie sich halbwegs gut verständigen kann. Wir schauen uns zwar jeden Morgen englische Kinderbücher an, aber das bringt sie im Spiel mit anderen Kindern kaum weiter. Nichtsdestotrotz macht sie mir noch keinen unglücklichen Eindruck. Schließlich hat sie gemeinsam mit ihrem Bruder fast immer meine volle Aufmerksamkeit, was sie ebenfalls sehr genießt.

Hangeln

Das Mädchen hangelt (ihre aktuelle Lieblingsbeschäftigung), der Bub erklimmt die Leiter (Suchbild).

Und ich? Erste, zarte, soziale Kontakte

Nach der Veröffentlichung meines ersten Berichtes meldete sich lustigerweise eine Nestling-Leserin, die ebenfalls in Brooklyn lebt und uns kurzerhand zu sich eingelud. Im Gespräch mit ihr erfuhr ich viele wissenswerte Dinge, beispielsweise dass sich Essenseinkäufe hier prima online erledigen lassen und da sie mir sehr sympathisch war, treffen wir uns sicherlich in den nächsten Tagen noch einmal.

Freunde

Wir zu Besuch bei Leserin Ana, ihrem Mann und ihren zwei Nestlingen.

Über die Facebook-Gruppe „Germans in New York“ traf ich eine weitere, sehr nette deutsche Mama mit ihrem Töchterchen und weil die Amerikaner unfassbar offen und „talkative“ sind, lernte ich fast jeden Tag neue einheimische Eltern kennen. Eine Mutter half beispielsweise, als unser Mädchen nach einem Sturz auf dem Spielplatz einen kleinen Nervenzusammenbruch hatte und sich durch nichts von mir trösten ließ. Die fremde Frau hatte uns beobachtet und kurzentschlossen ihre ebenfalls 5-jährige Tochter mit einem Malbuch und Stiften zu uns geschickt. Wenige Minuten später war alles vergessen und die gute Laune wieder da.

FreundinAußerdem traf ich gestern zwei Mütter, deren Schicksal ich eventuell auch bald teile: Eine russische Frau, die mit 9 Jahren nach New York gezogen war und eine Attachement-Parenting-Mama aus Brüssel, die seit einem Jahr hier wohnt. Beide wissen genau wie es ist, mit Kindern in ein fremdes Land zu gehen und können meine Situation, mein Hadern und Zweifeln im Gegensatz zu den „richtigen“ Amis gut nachvollziehen. Mit beiden tauschte ich nach sehr langen Gesprächen E-Mail-Adressen aus, mal schauen, was sich daraus entwickelt.

Grocery Shopping: Per Pedes oder online?

Als weiterhin herausfordernd empfinde ich das Einkaufen, obwohl es im Vergleich zu den“Fast-Food-Supermärkten“ letzte Woche in Union City hier schon ganz anders aussieht. Es gibt viele kleine, super teure „Organic Grocery Stores“ direkt vor unserer Tür, aber auch riesige (etwas günstigere) Läden, jedoch müssen wir bis dahin einen ordentlichen Fußmarsch auf uns nehmen.

Supermarkt

Ein großer Supermarkt in Brooklyn mit einer unendlichen Auswahl an frischen Lebensmitteln.

Solch einen großen Supermarkt steuerten wir beim letzten Wocheneinkauf an – ohne Fahrrad oder Auto, dafür zu Fuß mit zwei Nestlingen. Wir packten einfach unseren Buggy voll und ich trug den Bub. Das funktionierte, aber war bei dem weiten, stets ansteigenden Weg nach Hause kein Spaß.

Einkaufen

Thomas mit dem voll beladenen Buggy.

Viele New Yorker gehen allerdings nicht einkaufen, sondern sie lassen sich ihr Essen über „Amazon Fresh“, „Fresh Direct“ oder ähnliche Anbieter liefern. Fresh Direct habe ich auf Anraten von Leserin Ana getestet, denn in dem Online-Store kann man gezielt nach lokalen Bioprodukten suchen und man bekommt als Neukunde mehrere 50 Dollar Einkaufsgutscheine. Das ließ ich mir natürlich nicht entgehen.

Ich erledigte mein Food-Shopping also bequem von meiner Couch aus und bekam die Ware am nächsten Morgen gegen 7 Uhr (die Lieferzeiten sind wählbar). Grundsätzlich ist das genial, wenn da nicht der irre Verpackungsmüll wäre. Wir bekamen unsere Ware nämlich in vier großen Umzugskartons, die wir bei der nächsten Lieferung leider nicht wieder zurückgeben können und fast alles war noch mal einzeln in Papier und Plastikfolie eingewickelt. Manches sogar doppelt und dreifach. Was das anbelangt haben die Amis echt eine Meise!

Freshdirect

Falls wir tatsächlich hier herziehen, scheint eine sogenannte Food-Coop eine gute Alternative zu sein. Das sind Lebensmittelkooperativen, die gute, auch lokale Nahrungsmittel in Bioqualität für vergleichsweise kleines Geld anbieten. Dafür muss man Mitglied sein und hier in Brooklyn etwa 2,5 Stunden im Monat aushelfen. Das hört sich gut an, denn aktuell liegen unsere Ausgaben für Essen nämlich gerade bei schätzungsweise 350-400 Dollar pro Woche (in Deutschland kaufen wir für etwa 150 Euro/ Woche ein). Wenn sich dieser Betrag durch etwas körperlichen Einsatz drosseln lässt, bin ich gerne dabei.

Kochen mit fremden Zutaten in fremder Küche

Außerdem wünsche ich mir eine vernünftige Küche, falls wir hier herziehen, denn eine Küche ohne Arbeitsflächen, ohne Küchenwaage, ohne Gemüsereibe und ohne verschieden große Kochtöpfe ist der reinste Alptraum für mich. Aber Jammern bringt mich auch nicht weiter und so startete ich experimentelle Kochversuche, mit den mir zur Verfügung stehenden Zutaten und Geräten.

Da ich wegen meiner Hüfte weiterhin versuche auf bestimmte Nahrungsmittel wie Zucker und Weißmehl zu verzichten (dazu bald mehr), konzentriere ich mich auf neue, hier umsetzbare Gemüserezepte, die beim Bub super ankommen, beim Mädchen jedoch immer nur für einen angewiderten Blick sorgen.

Linsen

Linsenbratlinge auf Kohl-Möhrengemüse. Dem Bub und mir hat es lecker geschmeckt, das Mädchen wollte nix abhaben.

Sie würde am liebsten in trockenen Nudeln mit Mozzarella, Toastbrot mit Marmelade und Eiscreme baden, wenn ich sie ließe (die Zeit, in der sie offen und gerne neue Geschmäcker erforschte, ist leider schon seit einigen Monaten vorbei…), aber zum Glück isst sie wenigstens reichlich frisches Obst, so dass sie zumindest ein paar Vitamine zu sich nimmt. Immerhin.

Vier Dollar für’s Wäschewaschen und Trocknen!

Als finanzielle Frechheit empfinde ich übrigens die New-Yorker-Unart Mieter mittels Waschkosten abzuziehen. Bei uns im Keller stehen drei Waschmaschinen und drei Trockner (für alle sechs Wohnparteien), die mit Münzen gefüttert werden müssen (2,50 $ für’s Waschen und 1,50 $ für’s Trocknen). Wir brauchen 2-3 Waschladungen pro Woche, was dann etwa 50 $ pro Monat an Waschgebühr ausmacht. Für eine Waschmaschine wohlgemerkt, die in 25 Minuten fertig ist und einen Trockner, bei dem ich zwischen „warm“ und „hot“ wählen darf.

Das Land der unbegrenzten Verschwendung

Ein letzter Punkt, der in mir größtes Unbehagen auslöst, ist die absurde Verschwendung von Energie und Ressourcen. Die Klimaanlagen beispielsweise kühlen Innenräume so stark ab (rund um die Uhr versteht sich), dass wir bei einer Außentemperatur von über 30 Grad in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln froren und mangels wärmender Kleidung einen dicken Schnupfen bekamen. An der Kasse werden die gekauften Produkte in einer „Doppeltüte“ (zwei Tüten ineinander gesteckt) verpackt, denn doppelt hält besser. Macht bei einem durchschnittlichen Einkauf übrigens 6-10 Plastiktüten.

Speziell bei unseren Vermietern läuft zudem permanent ein Luftreinigungsgerät und das Küchenlicht muss immer angeschaltet bleiben. Für die Katzen! Es gibt hier außerdem ein elektronisches Einschlafrauschen für die Kinder, einen kleinen Staubsaugroboter und so viele andere unnötige Geräte, die ununterbrochen Strom fressen.

Beim Einkaufen nehmen wir bevorzugt unsere Jutebeutel mit. Die Abkühlung der Klimaanlagen in unserer Wohnung ist natürlich willkommen, sie laufen bei uns aber nur in den heißen Stunden, in denen wir unterwegs sind (etwa 6 Stunden statt 24). Meinen Eiskaffee mache ich mit unserer French Press selbst – das spart unfassbar viel Geld (genau genommen 4 $ pro Kaffee) und jede Menge Müll. Und die ganzen Schnickschnack-Haushaltsgeräte haben wir bis auf weiteres verbannt. Unsere Vermieter werden Augen machen ob der billigen Stromrechnung, die wir ihnen bereiten 😉

Kaffee

Mein selbst gemachter Coffee to go. Schmeckt lecker, ist günstig und spart Verpackungsmüll!

Möchte ich hier wohnen?

Unter meinem letzten Bericht (Kein Glitzerstaub und keine Euphorie) schrieb jemand: „Vielleicht waren die ersten Tage jetzt erstmal gut, um geerdet zu werden ? Jetzt kannst du alles auf jeden Fall ganz nüchtern und ohne rosa Brille betrachten – die wurde dir ja direkt am ersten Tag entrissen.“

Nun, ich trug gar keine rosarote Brille und ich hatte auch keinerlei unrealistische, romantische Vorstellungen, ganz einfach weil ich mir durch meine Auslandserfahrungen und meine vielen Städtetrips gut vorstellen konnte, was uns in einer Weltmetropole erwartet. Im Gegenteil war ich vielleicht sogar einen Hauch zu skeptisch, weil ich eigentlich mein wohl behütetes Nest in Deutschland gar nicht verlassen wollte.

Meine Skepsis wurde/ wird geschürt von den vielen, ungewohnten Dingen, die mir so gar nicht gefallen. Das gechlorte Wasser aus den Wasserhähnen zum Beispiel, der Sirenenlärm und die lauten, eisigen Klimaanlagen. Dass die Menschen hier ständig in Eile sind und enorm hart arbeiten, um sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dass die Stadt so unfassbar laut und stickig/ stinkig ist – etwas, an das ich mich eigentlich gar nicht gewöhnen möchte.

Doch gleichzeitig bemerkte ich so viele positive Kleinigkeiten. Die Hilfsbereitschaft und Offenheit der Leute beispielsweise und das obwohl sie so vielbeschäftigt sind. Wie herzlich sie auf Kinder reagieren und mit ihnen sprechen. Dass die Spielplätze hier auch in der Woche an den Vormittagen gut besucht sind. Und dass es mir hier wesentlich leichter fällt ins Gespräch zu kommen, weil die Leute ihre Mitmenschen ganz anders wahrnehmen und auf sie eingehen. Zumindest ist das mein Eindruck.

New York ist kunterbunt gemischt und diese Vielfältigkeit (sowohl was die Menschen als auch die Möglichkeiten anbelangt) empfinde ich als sehr inspirierend und bereichernd. Da lässt sich auf jeden Fall etwas draus machen, wenn man sich darauf einlässt.

All das Positive ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass wir unsere Familien und Freunde zurücklassen, wenn wir auswandern und ich mir zumindest zeitweise die Augen aus dem Kopf heulen werde. Allerdings wurde mir durch die schönen Erlebnisse der vergangenen Tage bewusst, dass das Leben hier durchaus seine Reize bietet.

Nach wie vor ist Thomas‘ Wunsch nach New York zu ziehen enorm und auch Emery versucht uns die netten Gegenden hier schmackhaft zu machen. Ich ergebe mich jetzt einfach meinem Schicksal, da wir es finanziell hier durchaus wuppen könnten. Wie sich das Leben letztendlich entwickelt, wenn wir tatsächlich hier sind, wird sich zeigen. Doch läuft es desaströs, können wir ja jederzeit wieder in die deutsche Heimat zurück.

Letzte Hürde US-Visum

Doch bevor wir offiziell vom Auswandern sprechen können, gilt es noch eine letzte große Hürde zu nehmen. Thomas hat bislang nämlich noch kein Arbeitsvisum, das muss nun erst beantragt werden und das ist nicht ganz so einfach. Er bekommt auf jeden Fall eins, die Frage ist jedoch, ob es so schnell geht wie ich es mir erhoffe.

Ein normales Arbeitsvisum könnte er nämlich erst 2017 beantragen und dann dürften wir frühestens 2018 einreisen. Da ich mich innerlich gerade so intensiv mit dem Auswandern beschäftige, will ich es aber schnell hinter mich bringen und nicht noch Ewigkeiten warten.

Dann gibt es da noch ein sogenanntes „Genius Visum“ für Arbeitskräfte mit einer „extraordinary ability in the sciences, arts, education, business or athletics„. Emery wäre bereit die Mehrkosten (8000-10.000 $) für dieses Visum zu übernehmen und Thomas besitzt solche herausragenden Fähigkeiten, allerdings dürften wir auch damit wohl erst im Herbst 2017 rüber.

Mein inniger Wunsch war jedoch im Frühjahr oder Sommer (bis spätestens Juni) nach New York zu ziehen, weil die Chance auf soziale Kontakte in den sonnigen Monaten höher ist, wir noch etwas Antidepressiva (Vitamin D) auftanken können und das Mädchen dann nach den Sommerferien entspannt mit der Schule starten könnte. Ein Schulwechsel nach den ersten Monaten in der ersten Klasse finde ich denkbar blöd.

Aber Thomas hat kommenden Mittwoch ein Termin mit einer Anwältin und die kann uns dann hoffentlich genau sagen, was geht und wie langsam oder schnell die Mühlen der Bürokratie hier tatsächlich mahlen. Bis dahin geselle ich mich zum Bub, der es liebt von unserem Fenster aus auf die Straße hinunter zu meditieren 🙂

meditation

Eure Kathrin

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