Problemzone Familienbett – es gibt (mehr als) eine Lösung

Kathrin Schlafen 138 Comments

Dass kleine Kinder direkt neben der Mutter schlafen, ist für manche Kulturen so natürlich, wie uns das Schlafen der Eltern im gemeinsamen Ehebett erscheint.[1] In Deutschland wollen die meisten Paare nachts nicht auf die Nähe ihres Partners verzichten, auch wenn sie alleine ruhiger und erholsamer schliefen (siehe auch „Schlafen zu zweit – ein nächtlicher Kampf“). Warum also kleine Kinder in ein eigenes Zimmer verbannen, obwohl es ihnen ganz nah an der Mutter spürbar besser geht?

Die Gründe sind vielfältig. Viele glauben, dass gemeinsames Schlafen Kinder verwöhnt, sie unselbstständig macht und für schlechte Schlafqualität sorgt – bei Groß und Klein. Diese Befürchtungen sind jedoch unbegründet. Das einzig reale Problem liegt darin, dass die Interessen der Eltern mit den Bedürfnissen der Kinder kollidieren. Das sorgt für Reibereien – allerdings nicht nur beim Schlafen…

Was Kinder brauchen

Kinder brauchen Körperkontakt und die sichere Nähe eines Erwachsenen – am Tag wie in der Nacht. Oder anders gesagt: ohne vertraute Bezugsperson fällt es ihnen schwer einzuschlafen. Die Natur hat es außerdem so eingerichtet, dass Kinder (v.a. in den ersten Monaten) nachts häufig aufwachen, um zu „kontrollieren“, dass sie nicht alleine sind. Ein Schutzmechanismus, der früher ihr Überleben sicherte. Dass es heute gar keine Gefahren mehr gibt, können Kinder nicht spüren – „die einzigen Sicherheitssignale, die sie verstehen können, sind die „Nähesignale“ vertrauter Erwachsener“ (siehe auch „Warum Babys nicht durchschlafen“).[2]

Was Eltern wollen

Eltern brauchen erholsamen Schlaf und natürlich Zeit für sich. Das Leben mit einem Kind ist schließlich anstrengend. Tagsüber gibt es nur wenige Ruheoasen, da werden die Abend- bzw. Nachtstunden schnell zum kostbaren Zeitfenster für all die vielen Dinge, die noch erledigt werden wollen.

Der Irrtum

Ein Kind ins eigene Bett zu stecken ist kein Garant für’s selbstständige Ein- und Durchschlafen. Es hat doch nicht weniger Kummer, Furcht oder Schmerz, als ein Kind, das bei seinen Eltern schlafen darf!? Die meisten Kinder wehren sich und sie protestieren lautstark, wenn sie allein gelassen werden. Das ist kein Machtkampf wie viele meinen, sondern angeborene, ehrliche Angst!

Finger weg vom Schlaftraining!

Es gibt Schlaflernprogramme, die Kinder gegen ihre Bedürfnisse konditionieren, alleine ein- und durchzuschlafen. Sie funktionieren leider manchmal dahingehend, dass das Kind nach einiger Zeit ruhig – scheinbar selbstständig – schläft. In Wirklichkeit lernt es, dass es gerade dann verstoßen wird, wenn es dringend Hilfe braucht. Es gibt auf (zu schreien). Das jedoch verursacht immensen Stress. Dieser kann die Gehirnentwicklung negativ beeinträchtigen und ein hohes Risiko für die psychosoziale Entwicklung bedeuten.[3] „Ein Kind, dem der Instinkt abtrainiert wurde, bei einer Trennung von seinen Eltern zu schreien, darf [also] nicht mit einem zufriedenen verwechselt werden.“[4]

Gemeinsam Schlafen? Natürlich!
Bildquelle: http://www.sxc.hu/

Familienbett –warum ist es so gut?

Ich als absoluter Fan vom Familienbett könnte dir 1000 Gründe nennen. Die Wissenschaft hat sich jedoch – ganz objektiv – mit diesem Thema beschäftigt und durch Schlafstudien interessante Erkenntnisse gewonnen. Das Fazit: „gemeinsames Schlafen ist eine echte Investition in die zukünftige körperliche und emotionale Gesundheit des Kindes.“[5] Hier ein paar Details:

1. Mutter und Kind schlafen im gemeinsamen Bett besser. Die Vorraussetzung ist, dass die Mutter sich bewusst und freiwillig dafür entscheidet. Im Familienbett fühlt sich das Kind sicher und es kann meist beruhigt werden, bevor es ganz wach ist. Aber auch Mütter sind nachweislich entspannter: Eine Mutter, die nachts getrennt von ihrem Kind schläft, ist häufiger wach aus Sorge, ob es ihm gut geht. Sie leidet – genau wie ihr Kind – unter Trennungsangst: je größer die räumliche Distanz zum Kind, desto unruhiger wird sie schlafen.[6]

Ich holte unser Mädchen bereits in der Klinik zu mir ins Bett. Die Schwestern schlugen vor, sie ins „Schlafzimmer“ zu bringen (ein Raum am anderen Ende des Flures, wo Babys bewacht schliefen), damit ich ein paar Stunden in Ruhe schlummern konnte. Schon der Gedanke daran jagte mir eine Jahresration Adrenalin durch die Adern… Ein ähnlicher Gefühlsausbruch dann in unserer Wohnung: es gibt nur Platz für ein eigenes Kinderzimmer in einer anderen Etage. Jede Nacht eine Treppe hinauf sausen, wenn unser Mädchen ruft. Nein, nein! Dann doch lieber in einem Bett kuscheln.

Eva und Nina in absoluter Schlafharmonie
Vielen Dank Nina!

2. Mutter und Kind entwickeln identische Schlafzyklen, wenn die Mutter stillt und von Anfang an gemeinsam mit ihrem Baby schläft. Das heißt einerseits, dass die Mutter häufigere REM-Phasen (Phasen leichteren Schlafes) durchläuft – der Anteil der REM-Phasen sinkt normalerweise mit zunehmendem Alter. Andererseits wechseln Mutter und Kind nahezu zeitgleich von Phasen leichteren Schlafes zum Tiefschlaf und umgekehrt. Somit reißt das erwachende Baby seine Mutter selten aus dem erholsamen Tiefschlaf. „Der Schlaf der Mutter ist zwar leichter, allerdings deshalb nicht weniger erholsam.“ [7]

3. Das nächtliche Stillen wird erleichtert, somit wachen weder Kind noch Mutter richtig auf. Einfach umdrehen, andocken, weiter schlafen – wer weniger als 15 Sekunden wach ist (egal ob alt oder jung), schläft schnell wieder ein.[8] Selbst wenn keine Stillmahlzeit ansteht, beruhigt sich ein Kind ganz schnell, sobald es Mama spürt, riecht und hört. Kinder, die minutenlang rufen und Mütter, die erst ins Kinderzimmer flitzen müssen, sind mit Sicherheit hellwach.

4. Das Kind fühlt sich nicht allein gelassen und erfährt viele Stunden zusätzlichen Körperkontakt. Ob ein Kind dadurch besser wächst und gedeiht, kann nicht eindeutig durch wissenschaftliche Untersuchungen belegt werden. Sicher ist allerdings, dass sich jede beängstigende Erfahrung im ersten Lebensjahr negativ auf die Gehirnentwicklung eines Kindes auswirkt.[9] Ein Familienbett kann natürlich nicht alle angsteinflössenden Faktoren beseitigen, aber es kann zu einem Ort werden, an dem sich ein Kind sicher und geborgen fühlt.

Gemeinsam statt einsam

Wo soll mein Kind schlafen?

Das Wo ist weniger entscheidend – viel wichtiger ist es, eine Schlaflösung zu finden, die für alle Beteiligten passt. Eltern, die ihr Kind freiwillig zu sich ins Bett nehmen, erleben das sehr positiv. Wer sich allerdings nur für gemeinsames Schlafen entscheidet, weil sonst nichts hilft, leidet oft darunter.

„Der richtige Schlafplatz für dich und dein Kind ist derjenige, der für dich richtig ist und an dem alle (Mutter, Vater und Kind) am besten schlafen.“[10]

Mögliche Schlaflösungen

Was heißt das konkret? Gemeinsames Schlafen kann ganz unterschiedlich aussehen und schließt nichts aus (auch nicht ein eigenes Kinderbett), solange die Möglichkeit besteht, auf die Nähebedürfnisse des Kindes einzugehen. Da jede Familie individuelle Lebensverhältnisse, Tagesabläufe, Ansprüche und Bedürfnisse hat, ist manchmal etwas Kreativität gefragt, damit sich alle Familienmitglieder wohl fühlen. Hier ein paar Beispiele:

Der Klassiker sieht vor, das Kind ins elterliche Bett zu nehmen. Dieses kann ein normales Doppelbett sein (mindestens 1,60 m Breite) oder ein Matratzenlager (mehrere Matratzen nebeneinander). Handwerklich geschickte Eltern können sich dafür einen kleinen Holzrahmen bauen, so rutschen die Matratzen nicht auseinander. Es geht aber natürlich auch ohne.

Kinderbett am Ehebett – so könnte es aussehen.
Bildquelle: http://www.babble.com/blogs/

Einige Familien haben bereits, zum Teil aus Platzgründen, das Kinderbett im elterlichen Schlafzimmer stehen. Wer sein Schlaflager weiterhin nicht teilen, aber das Kind in greifbarer Nähe haben möchte, kann ein Kinder- oder Beistellbettchen direkt ans eigene Bett stellen.
Wer sein Kind stillt, kann beim Kinderbett die Gitterstäbe an einer Seite herausnehmen, so kann das Kind nach dem Trinken ganz einfach wieder zurück geschoben werden.

Wer Wert auf getrennte Räume legt, kann eine Matratze oder ein Bett ins Kinderzimmer stellen, damit ein Elternteil – wenn nötig – dort schlafen kann. Das Kind hat so die Möglichkeit sich ans selbstständige Schlafen zu gewöhnen (wenn man so will), aber erfährt Beruhigung durch die Eltern, sobald es sie benötigt. Diese Variante eignet sich auch hervorragend für größere Kindern. Mein Neffe (5 Jahre) beispielsweise kann manchmal nicht ohne seine Mama schlafen. Unter seinem Hochbett hat meine Schwester deshalb eine Matratze gebunkert, die sie gerne mit ihm teilt, wenn die Monster mal wieder zuschlagen. Je nach Raumsituation kann solch eine Matratze aber auch unter/ neben das Elternbett geschoben werden, dann besucht der Knirps im Notfall die Eltern – nicht umgekehrt.

Zwar wird Familienbett zunächst mit Mutter, Vater und Kind(er) assoziiert– es ist aber durchaus möglich ein Kind bei anderen Familienangehörigen schlafen zu lassen, z.B. den Großeltern oder älteren Geschwistern. So bekommen die Eltern ihren wohlverdienten Schlaf und der Knirps seine Kuscheleinheit.

Was die Skeptiker sagen

An dieser Stelle ein paar entwaffnende Argumente für alle „Gegner“ des gemeinsamen Schlafens.

Kinder und Mütter schlafen besser im eigenen Bett

Sie schlafen anders im eigenen Bett, nicht besser. [11] Schlafstudien zeigen, dass Babys, die bei ihren Müttern schlafen zwar öfter für kurze Zeit aufwachen, über die gesamte Nacht gerechnet aber eine kürzere Zeit wach sind, als alleinschlafende Babys. Auch weinen sie seltener. „Einzelschläfer dagegen wachen zwar seltener auf – wenn sie aber aufwachen, dann richtig und mit gehörigem Protest.“[12]

Mütter, die freiwillig mit ihren Kindern nächtigen, behaupten erholsam zu schlafen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es sich sehr gut anfühlt mein Bett zu teilen – ich liebe das kleine anschmiegsame Bündel an meiner Seite. Ich kann tief schlafen, weil ich sofort merke, wenn unser Mädchen wach wird und an manchen Tagen weiß ich noch nicht einmal wie oft ich sie gestillt habe, weil ich so schnell wieder eingeschlafen bin.
Ungemütlicher wird es nur, wenn sie krankheitsbedingt oder zahnbedingt nicht schlafen kann, dann bin ich natürlich auch wach. Manchmal sogar zwei Stunden. Doch ich möchte sie nicht alleine lassen, wenn es ihr nicht gut geht. Ich darf in solchen Nächten glücklicherweise (fast immer) liegenbleiben, während unser Mädchen sich nahezu geräuschlos auf mir herum wälzt. Bis sie wieder schlafen kann…

Das Kind wird zu sehr verwöhnt

Wenn ein Kind bei seinen Eltern schlafen darf, werden lediglich seine elementaren Bedürfnisse gestillt. Es bekommt bei seiner Mutter genau das, „was es für eine Reise in den Schlaf von Natur aus benötigt – nicht mehr und nicht weniger.“[13]

Das Kind wird nie selbstständig

Wie heißt es noch? Kinder müssen sich daran gewöhnen, ohne die Hilfe der Eltern einzuschlafen, weil sie sonst nicht selbstständig werden? „Das kann weder durch wissenschaftliche Untersuchungen noch aus Sicht der Evolutionstheorie begründet werden.“ „Selbstständige Schläfer sind selbstständige Schläfer – und dadurch nicht unbedingt selbstständige Menschen. [14] Führte gemeinsames Schlafen tatsächlich zur Unselbstständigkeit, gäbe es die Menschheit wohl heute nicht mehr.

Gemeinsames Schlafen ist gefährlich

Kann etwas, das sich über Jahrtausende bewährt hat, ernsthaft gefährlich sein? Natürlich nicht! Befürchtungen man könne sein Kind erdrücken oder ersticken sind unbegründet, denn Babys lassen sich nicht ohne Gegenwehr ersticken: selbst ein Neugeborenes strampelt und schreit, wenn etwas seine Atmung behindert.

Das Familienbett stellt ein Risiko für den plötzlichen Kindstod dar

„Eigene Zimmer für Kinder sind ein Phänomen der westlichen Mittelschicht, in Asien [beispielsweise] schlafen nur 4% der Babys allein.“ Interessanterweise tritt der plötzliche Kindstod am seltensten in den Ländern auf, in denen Co-Sleeping üblich ist.[15] Mütter, die neben ihrem Kind schlafen, spüren offensichtlich eher – und reagieren entsprechend, wenn etwas nicht stimmt. Gemeinsames Schlafen im Familienbett erhöht also nicht das Risiko des plötzlichen Kindstodes, ganz im Gegenteil.

Das Liebesleben der Eltern bleibt auf der Strecke

Bleibt es nach der Geburt so oder so – zumindest für eine gewisse Zeit. Aber das ist ein anderes Thema. Ich wette, dass bei den meisten Paaren früher das Liebesleben auch nicht nur im Schlafzimmer statt fand. Will heißen: wo ein Wille ist, findet sich sicherlich ein (anderes) lauschiges Plätzchen…

Tipps für einen sicheren Schlafplatz

Was gibt es zu beachten?

Es ist nicht gut, wenn Raucher neben dem Kind schlafen. Ausgeatmete Luft enthält Nikotin- und Schadstoffreste, welche vom Kind eingeatmet werden könnten.

Verzichte auf Beruhigungsmittel, Drogen oder Alkohol. Alle Substanzen, die das Bewusstsein beeinträchtigen, können verhindern, dass du rechtzeitig erwachst und angemessen reagierst.

Lasse dein Kind erst bei seinen größeren Geschwistern schlafen, wenn es robust genug (über ein Jahr) ist. Kinder sind sich der Anwesenheit eines Babys im Bett meist nicht bewusst und könnten sich drauf legen.

Lasse keine Tiere im Familienbett schlafen. Unsere Katze hat sich früher mit Vorliebe auf mein Gesicht gelegt – das kann bei Säuglingen lebensgefährlich werden.

Die Temperatur im Schlafzimmer sollte zwischen 16-18 °C betragen. Achte darauf, dass dein Kind nicht zu heiß angezogen bzw. zugedeckt wird. Im Familienbett ist es wärmer, als allein im Kinderbett. An heißen Sommertagen beispielsweise reicht ein Body und ein Baumwolltuch als Decke völlig aus.

Sichere das Schlaflager so ab, dass dein Baby weder heraus fallen, sich einklemmen noch irgendwo hinein rutschen kann. Am Anfang kannst du ein Doppelbett beispielsweise an die Wand stellen –  dein Kind schläft dann zur Wandseite hin. Lasse dein Kind grundsätzlich lieber zwischen dir und der Wand als zwischen dir und deinem Partner liegen. Väter schlafen meist wie Steine.

Ein Sicherheitspolster sichert die ungeschützte Seite des Babys.
Bildquelle: http://www.inhabitots.com/

Sobald sich dein Knirps drehen kann (besser vorher, denn das können sie meist von jetzt auf gleich), musst du ein Gitter anbringen. Was genau für welches Bett möglich ist, kannst du am besten im Baumarkt erfragen.

Ganz wichtig ist die Größe der Liegefläche – sie muss so groß sein, dass alle Beteiligten genügend Bewegungsfreiraum haben. Ist die Matratze zu klein, leidet hauptsächlich die Mutter. Ich spreche aus Erfahrung. Unser Mädchen und Thomas haben auch in den kleinsten Betten hervorragend geschlafen, während ich zwischen den beiden eingeklemmt, kein Auge zu gemacht und das Kind vor dem Herausfallen bewahrt habe.

Die Schlafunterlage sollte eine feste Matratze sein. Ein Wasserbett beispielsweise ist nicht geeignet, weil dein Kind einsinken könnte. Dieses Problem hatten wir bei unserem ursprünglichem Doppelbett. Ich verursachte ein „Tal“ in der Matratze (der Lattenrost konnte nicht härter eingestellt werden), so dass unser Mädchen automatisch immer zu mir kullerte. Ziemlich blöd. Wir legten die Matratze auf den Boden und schwups war alles gut. Apropos…

Unser Familienbett

Am Anfang war eine Matratze

Wenige Tage nach der Geburt haben wir das Kinderbett verbannt und das Ehebett zerlegt. Übrig geblieben ist eine Matratze auf dem Fußboden. Da wir in einer Dachgeschosswohnung mit Dielenfussboden leben, besteht keine Gefahr, dass sich unter der Matratze Schimmel bildet.

Unsere ursprüngliche Matratze war 1,40m breit und schnell zu schmal für uns drei. Thomas zog vorerst aus, auch weil er im Wohnzimmer ruhiger schlafen konnte.

Unser Mädchen leg(t)e ich immer in die Mitte der Matratze. Will sie stillen, erledigen wir das im Liegen. Sie bleibt liegen, ich wechsele die Seiten.

Von Beginn an, habe ich ein längliches, recht festes Kissen (so eine Art Sicherheitspolster) hinter unser Mädchen gelegt, um ein Wegrollen zu verhindern. Es ist so schwer, dass sie es (immer noch) nicht alleine hochheben kann. Also keine Gefahr, dass sie sich darunter vergräbt.

Als sie anfing sich zu drehen erhöhte ich den „Schutzwall“ – das Sicherheitspolster. Als sie begann zu krabbeln, polsterte ich den Platz vor der Matratze sicherheitshalber mit Decken aus. Einmal ist sie von der Matratze gekullert – ein schrecklicher Schreck, doch aus der Höhe war nichts passiert.

Fortschritt Matratzenlager 

Nach ein paar Wochen schlief unser Mädchen wesentlich ruhiger und Thomas sollte wieder einziehen. Wir starteten eine Umräumaktion und legten zwei 1,40 Meter Matratzen in unser Schlafzimmer. Eine fast 3 Meter breite Schlafoase – einfach genial!

Wir schlafen seitdem alle gemeinsam, aber kommen uns nicht ins Gehege. Thomas hat in der Nacht gerne seine Ruhe und wir Mädels rücken lieber ganz eng zusammen. So hat jede(r), was er/ sie braucht.

Matratzenlager – viel Freiraum für alle.
Bildquelle: http://homelifegreenlife.com/

Nächtliche Routine

Ich bringe unser Mädchen immer ins Bett, da ich sie noch stille. Gerne stille und kein Problem damit habe.

Wenn sie eingeschlafen ist – je nach Tagesform und Laune dauert das zwischen 30 – 60 Minuten – gehe ich in die Küche und schreibe wie eine bekloppte an meinen Artikeln. Dabei ist es so leise in unserer Wohnung, dass ich sofort jedes Wimmern mitbekomme und prompt reagieren kann. Wird sie wach, stille ich sie und mache mich anschließend wieder aus dem Staub. Das klappt nur dann nicht, wenn sie krank ist oder zahnt. Dann lässt sie mich meist gar nicht mehr gehen. Ich seufze (manchmal fluche ich auch), weil ich nicht weiter schreiben kann, aber höre dann entweder ein Hörbuch, spiele lustige Spiele auf dem iPod (sehr zu empfehlen Siedler von Catan) oder schlafe mit ein.

Wenn wir Filme schauen oder Freunde zu Besuch sind, stelle ich das Babyphone an. Das reagiert auf den leisesten Muckser, so kann ich wie oben beschrieben verfahren.

Transportables Familienbett

Das gute am gemeinsamen Schlafen ist, dass es auch auf Reisen prima funktioniert. Unser Mädchen ist an den wildesten Orten in Ruhe weggeschnarcht, weil die nächtliche Routine, immer die gleiche ist und sie weiß, dass ich da bin, wenn es brennt.

Was sagt der Papa?

Thomas steht glücklicherweise 100%ig hinter unserem „Schlafkonzept“. Für ihn ist es wichtig, dass es uns allen (emotional) gut geht. Von unseren nächtlichen Stillaktionen bekommt er selten etwas mit und gestört wird er nur in extremen Nächten. An den meisten Tagen jedoch fragt er mich beim Frühstück, wie die Nacht war. So tief schläft Mann!

Schlussgedanke

William Sears bringt es wieder einmal auf den Punkt:

Das Kind im Familienbett willkommen zu heißen (nicht nur zu „dulden“) vermittelt dem Kind die Botschaft „Du bist eine wichtige Person für uns. Wir sorgen für dich in der Nacht genauso wie am Tag.“

In der Nacht reagieren Kinder manchmal sensibler, als am Tag. Sie verarbeiten aufregenden Ereignisse, spüren körperliche Schmerzen (Zähne, Wachstum) vermehrt, wenn sie zur Ruhe kommen und stehen verschiedenste Ängste durch (z.B. Trennung, Dunkelheit, Monster). Sie brauchen unseren Schutz und unsere Zuwendung also auch (wenn nicht noch mehr) in dieser „dunklen “ Tageszeit.

Verfrühtes Drängen zur Unabhängigkeit kann großen Schaden anrichten und teilweise sogar Gegenteiliges bewirken. Dessen sollten sich Eltern bewusst sein, wenn sie nach einer geeigneten Schlaflösung suchen.

Außerdem glaube ich, dass es uns Erwachsenen leichter fällt 2-3 Jahre schlechter (als bisher gewohnt) zu schlafen, als einem Kind. Wir sind gefestigt in unserem Wesen und in der Lage einiges wegzustecken. Kinder dagegen reifen noch. Ihre Seele ist fragil und kann schnell einen Knacks abbekommen. Die ersten Lebensjahre sind dabei ganz besonders wichtig, denn sie bilden das Fundament für das gesamte Leben. Warum also hier schon auf Sparflamme schalten mit unseren Gefühlen?

Thomas jedenfalls würde ich nie aus dem Ehebett werfen – selbst wenn er mir jede Nacht die Decke stähle – denn nichts fühlt sich besser an als neben einem geliebten Menschen einzuschlafen bzw. aufzuwachen. Für unser Mädchen gilt das Gleiche – sie darf bei uns bleiben, solange sie möchte. Dass ihr das gut gefällt, zeigt sie mir jeden Morgen mit ihrem breitesten Lächeln.

Links zum Thema 

Eltern.de: Familienbett – eine super Lösung
Ein sehr schöner, persönlicher Artikel von der Eltern-Autorin Nora Imlau.

Rabeneltern.org: Wissenswertes über den plötzlichen Kindstod
Dieser Artikel geht auch auf das Familienbett bzw. dessen Vor- und Nachteile ein.

Stilllexikon: Familienbett oder nicht?

 

 


Footnotes    (↵ returns to text)

  1.  Renz-Polster, Herbert: Kinder verstehen (2012), S. 100.
  2.  Renz-Polster, Herbert: Kinder verstehen (2012), S. 104.
  3.  Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 43.
  4.  Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 79.
  5.  Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 70.
  6.  Sears, William: Schlafen und Wachen (2005), S. 30.
  7.  Sears, William: Schlafen und Wachen (2005), S. 30.
  8.  Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 72.
  9.  Lüpold, Sibylle: Ich will bei Euch schlafen(2007), S. 35.
  10.  Sears, William: Schlafen und Wachen (2005), S. 27.
  11.  Renz-Polster, Herbert: Kinder verstehen (2012), S. 130.
  12.  Renz-Polster, Herbert: Kinder verstehen (2012), S. 128.
  13.  Renz-Polster, Herbert: Kinder verstehen (2012), S. 106.
  14.  Renz-Polster, Herbert: Kinder verstehen (2012), S. 106.
  15.  Sunderland, Margot: Die neue Elternschule (2006), S. 73.
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