Für den heutigen Artikel picke ich mir nur das vergangene Wochenende heraus, weil wir an diesem beides erlebten: Einen herrlich-schönen Familientag mit viel Spaß und einen für die Kinder extrem langweiligen Ausflug mit diversen Pannen, der am Ende für großen Protest und Tränen sorgte.
Nach diesem Wochenende waren Thomas und ich uns einig, dass wir mit den Nestlingen die ganze Welt bereisen können und sie es prima mitmachen werden, wenn wir ein paar grundlegende Dinge beachten. Diese habe ich für euch aufgeschrieben, doch zunächst ein paar Absätze zu unserem Wochenende.
Selbstbestimmter Auslauf im Botanischen Garten
Samstagnachmittag besuchten wir mit den Familienkarten unserer Vermieter kostenlos den Botanischen Garten in Brooklyn (zu Fuß etwa 15 Minuten von uns entfernt) und obwohl ich zunächst zweifelte, ob so ein „schlichter“, grüner Ort so ganz ohne Spielplätze etwas für die Knirpse ist, zeigten sie uns, dass es oft die einfachen Dinge sind, die für große Freude sorgen.
Die beiden liefen nämlich fast eine Stunde wie die Bescheuerten durch die Gartenanlage und wir grinsend hinterher. Sie durften bestimmen in welchem Tempo wir vorwärts kommen und wo es lang geht, also sausten sie kichernd davon.
Sie liefen unter Bäumen durch….
…Treppen hinauf.
Sie rasteten kurz, um die Natur zu bestaunen….
…und flitzten dann wieder plötzlich zum nächsten Ziel.
Thomas und ich, wir staunten über ihren Bewegungsdrang und ihre Ausdauer, aber wir freuten wir uns natürlich darüber und hatten mindestens genauso viel Spaß wie die beiden.
Als sie nicht mehr konnten, packten wir den Kleinen in die Tragehilfe und das Mädchen in den Buggy und so steuerten wir gegen 17 Uhr unseren Haus- und Hofspielplatz an, wo sie noch eine Stunde lang ausgelassen spielten.
Auf dem Rückweg trug und huschelte ich den Bub, der nun echt platt war und Thomas machte Faxen für das Mädchen, bis sie sich vor Lachen bog.
Das war unterm Strich ein rundum gelungener Nachmittag für die gesamte Nestling-Familie.
It was getting hairy on the Staten Island Ferry
Sonntag nach dem Mittagsschlaf folgten wir Thomas’ Vorschlag, kostenlos mit der Staten Island Ferry eine kleine Tour an der Freiheitsstatue vorbei zu genießen.
Wir fuhren mit der Bahn zur Wallstreet (Fahrtzeit knapp 30 Minuten) und von da aus zeigte Google Maps einen Fußmarsch von 10 Minuten bis nach Lower Manhattan an, wo die Fähre starten sollte.
Vom Anblick der monströsen Hochhäuser an der Metro-Station im „Financial District“ war ich so geflashed, dass ich dieses starke Gefühl gar nicht in Worte packen konnte. So viel Beton, solch gigantische Steinmassen so unfassbar hoch aufgeschichtet – das hinterließ eine derartig heftige, körperliche Wirkung, dass ich zunächst nur – den Blick gen Himmel gerichtet – staunen konnte.
Die Kinder waren davon gänzlich unbeeindruckt und das Mädchen, das zum Mittag nur zwei Happen gefuttert hatte, quengelte lediglich: „Ich habe Hunger!“
Ich wäre am liebsten genau so wie die Nestlinge am Vortag ohne Ziel und ohne Plan losgelaufen, um zu schauen, welche „Steinmonster“ sich hinter der nächsten Straßenecke verbergen. Aber die Racker, die zu diesem Zeitpunkt schon 45 Minuten brav im Buggy gesessen/ gestanden hatten, gaben uns zu verstehen, dass wir uns zügig zum Bestimmungsort bewegen sollten.
Das machten wir natürlich auch – nachdem ich unser immer nachdrücklicher maulendes Mädchen mit einem selbstgeschmierten Sandwich versorgt hatte – doch am Hafenterminal angekommen, stellten wir fest, dass wir uns noch knapp 30 Minuten bis zur Abfahrt gedulden und mit den gefühlt 5000 ebenfalls wartenden Menschen in eine Schlange einreihen müssen. Aber auch das überbrückten wir noch spielend.
Auf der Fähre wurde es dann spannend, weil ich gerne ganz, ganz viele Fotos von der phänomenalen Aussicht geschossen hätte, das Mädchen und der Bub sich aber lieber von der Reeling stürzen wollten von uns über das Geländer heben lassen wollten, um auch etwas zu sehen.
Dann bekamen sie noch mehr Hunger, aber steckten die mitgebrachten Trauben und Kirschen nicht einfach in den Mund hinein, sondern zerquetschen sie ordentlich mit den Fingern, bevor sie die reifen, tropfenden Früchte auf sich und dem Schiffsinventar verteilten. Allmählich wurde ich nervös.
Aber erst da bemerkten wir, dass die Fähre im Begriff war anzulegen. Das war also gar keine 25-minütige Rundreise um die Freiheitsstatue! Nein, es war ein „One-Way-Trip“ zum George Terminal, wo wir ausstiegen, der nächsten ablegenden Fähre zurück nach Manhattan hinterherschauen und weitere 28 Minuten bis zur Abfahrt warten mussten. Au Backe!
Ich versuchte uns die Wartezeit etwas zu versüßen und bestellte zwei medium-size Eis (Kosten 10 $) für uns vier. Dass ein „medium-size“ Becher so groß ist wie der Kopf des Mädchens verblüffte mich. Wir löffelten, was das Zeug hielt, aber gaben auf, bevor die Becher leer waren. Meinen größten Respekt an die Leute, die so ein mittleres Ding (es gibt natürlich auch noch größere) alleine verputzen.
Auf der Rückfahrt nach Manhattan flitzte ich mit den Nestlingen durch die Gänge, was aufgrund der Größe der Fähre möglich war. So konnte ich zumindest an Bord ein Desaster verhindern.
Es war bereits kurz nach 17 Uhr, als wir die Fähre verließen. Weil ich den Kindern noch etwas angenehme Spielzeit gönnen wollte, liefen wir zum benachbarten „Battery Park“, wo ich bei meiner Google-Recherche zu Hause einen Spielplatz entdeckt hatte. Wir liefen wieder eine kleine Ewigkeit. Zuerst an einem heruntergekommenen Spielplatz vorbei, von dem ich die Kinder weglockte, weil ich ja glaubte noch einen viel besseren zu finden. Und schließlich an einem wunderschönen, aber teuren Karussell, das für die ersten Tränen sorgte, weil wir den Fahrpreis von 10 Dollar nicht bezahlen wollten. Keine Ahnung, warum wir ausgerechnet in dem Moment so knauserig waren.
Dann stellte ich nach weiteren 20 Minuten Lauferei mit schlechtem Gewissen fest, dass ich mich geirrt hatte, was den Spielplatz anbelangt. Wir sahen das neue World Trade Center…
…und einen wirklich hübschen Park mit Aussicht auf die Freiheitsstatue, aber von Spielplatz weit und breit keine Spur.
Das Mädchen reagierte verständlicherweise muffig und frustriert. Doch sie ließ ihren Frust an uns aus und ärgerte mich und den Bub, bis dieser weinte. Da wurde ich ebenfalls sauer und schimpfte (ich war selbst recht angespannt von dem „urbanen“ Nachmittag und der ganzen Fahrerei und Lauferei), was wiederum für noch mehr Wut und Tränen bei ihr sorgte.
Das tat mir dann unfassbar leid, weil die beiden Nestlinge die ganze Warterei echt tapfer ausgehalten hatten, aber ich im Umkehrzug mein „Spielplatz-Verprechen“ nun nicht einhalten konnte. Wir hatten noch nicht mal mehr Zeit eine Alternative aufzusuchen, denn es war bereits kurz vor 18 Uhr. Höchste Eisenbahn die Heimreise anzutreten…
Thomas und ich, wir gaben ihr zu verstehen, dass der Nachmittag echt blöd gelaufen und sicherlich wenig spaßig für sie war. Dass wir das so nicht geplant hatten und wir ihr sehr dankbar sind, dass sie unsere kleine Irrfahrt so geduldig ausgesessen hat. Das besänftigte sie offensichtlich, denn sie hörte auf zu schluchzen. Beim nächsten Supermarkt besorgten wir als Friedensangebot und weil die Racker hungrig waren eine Packung Tortilla Chips und diese genüsslich mampfend, begaben wir uns auf den Weg nach Hause.
Beim Aussteigen aus der Bahn hatte das Mädchen allerdings noch mal so richtig Pech, denn sie rutschte sie zwischen U-Bahn und Gleis und zwar bis zum Knie. Wir – vor allem sie selbst – erschraken uns mächtig gewaltig. Glücklicherweise ist ihr nichts Ernsthaftes zugestossen, aber das dunkelblaue und verkratzte Bein, zeigt noch heute die Spuren von dem „Ausrutscher“.
So gelingt ein Städtetrip mit kleinen Kindern
Von einem Wochenende lässt sich natürlich nicht auf alle Städtereisen mit Kindern schließen, aber unsere Erlebnisse fassten wunderbar zusammen, welche Punkte tendenziell für eine gute Familienstimmung auf Reisen sorgen und was eher zu allgemeinem Frust führt.
1. Wohnung statt Hotel
Wir bevorzugen auf Reisen Ferienwohnungen oder private Wohnungen, weil ich mich auch im Urlaub frei(er) bewegen können und selber kochen möchte. Weil die Knirpse nicht in einem Reisebett, sondern lieber bei uns schlafen. Und weil wir dementsprechend zwei große Betten/ Schlafzimmer benötigen, damit wir alle vernünftig ruhen können. Mal von der Privatsphäre ganz abgesehen, die Thomas und ich in einem kleinen Hotelzimmer definitiv nicht haben…
Bei Online-Anbietern wie Airbnb fanden wir schon des Öfteren geräumige, gepflegte und bezahlbare Privatunterkünfte, so wie die aktuelle, kindgerechte Wohnung in Brooklyn mit zwei Kätzchen und viel Spielzeug.
2. Gegend bedacht wählen
Wenn ich die Wahl habe, dann bevorzuge ich immer einen Standort, in dessen Nähe ein großer Park und/ oder Wasser (Strand/ Wasserspielplatz) ist, damit ich mit den Kindern innerhalb weniger Minuten eine nahegelegene Spielmöglichkeit aufsuchen kann. Außerdem achte ich auf eine zentrale Gegend, von der aus sich viele Punkte zu Fuß bzw. mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen lassen, da wir auf Reisen meist nicht mit dem Auto unterwegs sind.
3. Kein Sightseeing-Marathon
Gerade in Weltmetropolen wie New York gibt es unfassbar viel zu entdecken und wenn ich alleine hier wäre, zöge ich meine Turnschuhe an und ich liefe so weit mich meine Füße trügen. Aber ich bin nun mal mit den Nestlingen hier und die beiden fordern ein anderes Reisetempo. Sie schauen sich ebenfalls gerne neue Orte, Gebäude und Menschen an, sie benötigen aber auch genügend Zeit zum (selber) Erkunden und Spielen. Diese Langsamkeit sehe ich übrigens durchaus als Vorteil, weil ich neue Umgebungen so wesentlich intensiver erlebe, als wenn ich im Eiltempo von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten hechte.
4. Die Mischung macht’s
Habe ich Lust mir etwas anzuschauen, wie die Freiheitsstatue am Sonntag, dann kombiniere ich das gerne mit einem Spielplatzbesuch oder etwas ähnlichem. Wie im alltäglichen Leben gilt es eine gesunde Balance zu finden – einen Reiseweg, der die Bedürfnisse aller Familienmitglieder aufgreift.
5. Sightseeing for Kids
Große Städte bieten in der Regel viele Ausflugsziele und Attraktionen speziell für Familien an. Bei einem Besuch im Botanischen Garten, im Zoo oder in einem Kindermuseum kommen Kinder und Eltern auf ihre Kosten.
6. Gut planen
Ich setze mich hier meist schon am Vorabend an den Rechner und überlege, was ich mit den Nestlingen anstellen könnte. Ich suche mir je nach Wetterlage ein konkretes Ziel und die Eckdaten der Fahr-/ Laufstrecke heraus, damit die Racker nicht wie am Sonntag Ewigkeiten warten müssen, während ich umherirre.
7. Navi im Smartphone nutzen
Als ich neulich der Google-Maps-App auf meinem Handy folgte, welche mich direkt und problemlos zum Ziel führte, dachte ich nur wie geil es doch ist, sich mit dieser modernen Technologie in der Welt fortbewegen zu können. Vor 17 Jahren in Australien musste ich schwere Reisführer mit mir herumschleppen, die meist nur vage Wegbeschreibungen beinhalteten. Heute kann ich mir nicht nur bequem im Internet heraussuchen, was ich sehen möchte, ich kann mich auch direkt von meinem Handy hinführen lassen. Wer das nicht nutzt, ist selber Schuld 😉
8. Genügend Pausen einlegen
Städte sind anstrengend und ermüdend, zumindest geht das mir und den Nestlingen so. Deswegen lege ich beispielsweise Wert darauf, dass wir die Mittagspause (wenn der Bub schläft), in unserer Wohnung verbringen, damit wir alle ein bisschen ausruhen können. Außerdem hängen wir auch während unserer Ausflüge immer wieder einfach nur ab: auf Spielplätzen, am Strand, auf großen Wiesen…
9. Tragehilfe und Buggy(-board) für längere Touren
Das Mädchen kann schon beachtliche Distanzen laufen, der Bub dagegen benötigt drei Stunden für zehn Meter. Damit ich jedoch etwas flotter vorwärts komme, vor allem wenn ich mehrere Ziele mit längeren Laufstrecken ansteuere (zum Beispiel beim „Spielplatz-Hopping“), nehme ich den Buggy mit dem Buggyboard und zusätzlich meine Tragehilfe mit. Meist sitzt der Bub im Wagen und das Mädchen steht auf dem Brett, es kam aber auch schon vor, dass ich das Mädchen schob und der Bub von meinem Rücken aus die Aussicht genoss.
10. Alternative Fortbewegungsmöglichkeiten nutzen
Immer nur Laufen und Bahnfahren ist langweilig. Eine Fahrrad- oder Tretboottour beispielsweise können für Abwechslung und einen interessanten Perspektivwechsel sorgen. Haben wir bislang noch nicht gemacht, steht aber definitiv auf meiner „To-Do-Liste“, vor allem weil das Mädchen (genau wie ich) ihr Fahrrad vermisst.
11. Regelmässiges Essen einplanen
Eltern wissen, dass Ausflüge hungrig machen und hungrige Kinder ungenießbar werden können, deswegen achten wir auf regelmäßige Hauptmahlzeiten (ich koche meistens selbst) und für unterwegs stecke ich immer ausreichend frisches Obst und ein paar belegte Brote ein.
12. Ausflüge ins Grüne
New York und auch der Stadtteil Brooklyn ist viel, laut und schnell. Das ist mir auf Dauer zu stressig, deswegen suche ich ganz bewusst immer wieder ruhigere, grüne Orte mit den Nestlingen auf, an denen wir fernab vom Straßenlärm und Auspuffgestank verweilen können. Auf dieses regelmäßige Auftanken in der Natur als Ausgleich zum urbanen Chaos lege ich großen Wert, auch weil ich spüre, dass die Kinder danach wieder „geerdet“ sind.
13. Kinder fotografieren lassen
Das ist mittlerweile mein Joker, wenn die Laune beim Mädchen allmählich in den Keller sinkt. Dann drücke ich ihr das Handy in die Hand und lasse sie ein paar Fotos knipsen. Nicht all zu lange, denn drei Minuten reichen ihr schon aus, um zwölfdrillionen Bilder zu schießen. Aber sie liebt es die Welt aus ihrer Perspektive zu dokumentieren und sie nimmt sie mit der Kamera in der Hand auch gleich viel aufmerksamer wahr.
14. Feuchttücher, Sonnencreme und Arnica-Kügelchen
Neben Wechselsachen (nicht nur wegen der vielen Wasserspielplätze), ausreichend Wasser und Verpflegung sind die drei wichtigsten Utensilien meiner Meinung nach Feuchttücher, Sonnencreme und Arnica-Kügelchen. Mit diesem „Set“ kann fast nichts mehr schiefgehen.
15. Nicht zu viele Gedanken machen
Als ich in New York ankam, wusste ich nicht wie Amerikaner dem Stillen in der Öffentlichkeit gegenüber eingestellt sind, welche Erwartungen hier an Kinder gerichtet werden und wie ich mich in bestimmten Situationen (z.B. schreiender Bub auf dem Supermarktboden) verhalten soll.
Letztendlich ist es aber – genau wie zu Hause – total egal, was die Leute denken. Wichtig ist, was sich für mich und die Kinder gut anfühlt und den Rest auszublenden – sich nicht all zu viele Gedanken zu machen.
Denn mit Kindern hat man sehr schöne, aber auch immer wieder mal sehr anstrengende Phasen, ob zu Hause oder auf Reisen. Deswegen ist es für unsere Kinder sicherlich angenehmer, wenn wir uns selbst und unseren Familiengepflogenheiten treu bleiben, egal wo wir uns befinden.
Was hat euch auf euren Reisen mit euren Kindern besonders gut getan? Welche Punkte dürfen hier noch ergänzt werden? Hinterlasst gerne einen Kommentar mit euren Erfahrungen!
Eure Kathrin