Die Ernährung im Mutterleib erfolgt kontinuierlich, ohne dass der Fötus je Hungergefühlen ausgesetzt ist. Aus diesem Grunde halte ich es für unangebracht Babys nach der Geburt einen Trinkrhythmus vorzuschreiben.
Individuelles Trinkverhalten
Jedes Kind ist einzigartig in seinen Bedürfnissen. Während manche Babys im zwei oder drei Stunden Rhythmus trinken, pausieren Andere vier Stunden lang. Ebenso verhält es sich mit der Trinkdauer. Die „Hochgeschwindigkeitstrinker“ schaffen es in 6-8 Minuten genügend Energie zu tanken. Wer es dagegen mit einem „Genießer“ zu tun hat, muss sich unter Umständen auf 30-45 Minuten pro Stillmahlzeit einstellen. Zudem kann die Trinkdauer auch von Mahlzeit zu Mahlzeit variieren.
Wie kann ich als Mutter also von vornherein bestimmen, wann mein Baby wie viel Nahrung benötigt?
Warum Kinder nicht nach einem regelmäßigen Zeitplan an der Brust trinken sollten
Dr. Carlos Gonzales erläutert in seinem Buch Mein Kind will nicht essen ausführlich, wie genau ein Baby die Zusammensetzung der Milch beeinflussen kann, wenn man es nur lässt. „Muttermilch ist kein totes Nahrungsmittel, sondern ein lebendiger Stoff“, dessen Inhaltsstoffe speziell auf das Kind und sein Trinkverhalten abgestimmt werden. Trinkt ein Säugling in kurzen Abständen erhöht sich z.B. der Fettgehalt, ebenso nimmt die Fettmenge im Laufe der Stillmahlzeit zu. Babys nehmen laut Gonzales demzufolge direkt Einfluss auf ihr „Milchmenü“, indem sie die Menge, die Stillabstände und das Trinken an einer oder beiden Brüsten selbst bestimmen.
Körpersignale erkennen
Es ist nicht immer leicht, die Sprache des eigenen Kindes zu verstehen, vor allem am Anfang! In den ersten Tagen strich ich unserem Mädchen mit dem Finger über die Wange – wenn sie danach schnappte hieß das Hungertest positiv. Einige Wochen später machte sie sich stattdessen durch kräftiges Saugen an meinem Finger bemerkbar.
Im Laufe der Zeit entwickelte sie dann einen recht speziellen „Fiepston“ mit dem sie unmissverständlich Milch einforderte. Dieser Alarm wurde gelegentlich durch ein eindeutiges „Mamam“ oder Herunterziehen meines T-Shirts verstärkt – meist bei akutem Kohldampf. Natürlich gelingt es mir nicht immer ihre Zeichen richtig zu interpretieren. Manchmal fiepst sie mich an und mag dann trotzdem nicht trinken. Vielleicht ist in solchen Situationen ihr Hunger zu klein oder die Ablenkung zu groß, jedenfalls dreht sie den Kopf dann ganz eindeutig weg.
Beide Brüste oder nur Eine?
Für den Beginn unsere Stillbeziehung wurde mir geraten bei jeder Mahlzeit beide Brüste anzubieten. Unser Mädchen trank allerdings so flott, dass es mir nicht immer gelang die zweite Brust anzubieten, bevor sie satt war. Also ließ ich sie bei manchen Mahlzeiten nur eine Brust leer trinken, je nachdem wie groß ihr Hunger war. Wir praktizieren das nach wie vor so und entgegen aller Behauptungen klappt das prima.
Fazit
Es gibt unheimlich viele Irrtümer rund ums Stillen. Unser Mädchen zeigte mir, dass der einzig zuverlässige Experte das eigene Kind ist, vorausgesetzt wir verstehen seine „Sprache“. Bei Problemen und Unsicherheiten, gerade in einer frischen Stillbeziehung, ist es immer empfehlenswert sich unverzüglich an eine Stillberaterin zu wenden.